»Es ist das Paradies, wahrhaftig, es ist das Paradies« Hermann Hesse über Sri Lanka
Circa neun Stunden dauerte der Flug. Und circa neun Stunden dauerte der Streit des Pärchens, das in der Fensterreihe rechts saß. Sie fuhr ihn immer wieder wutentbrannt an. Er reagierte nicht. Irgendwann setzte er sich Kopfhörer auf und startete einen Film auf dem Monitor vor sich. Daraufhin drückte sie die »Pause«-Taste. Manchmal kann es besser sein, allein zu reisen.
Grüne Wiesen, Felder und eine endlose Weite, die einen tief durchatmen lässt – so zeigt sich uns Nordwestmecklenburg an diesem letzten Dezemberwochenende vor Weihnachten. Mein Herz für den Osten Deutschlands habe ich schon länger entdeckt, umso mehr freue ich mich, wieder eine neue Ecke kennenzulernen. Wir fahren einen Weg entlang, der von alten knorrigen Bäumen gesäumt ist und dann sehen wir es vor uns: das Gutshaus Stellshagen. Mit seinen grünen Fensterläden steht es anmutig und stilbewusst inmitten der malerischen Landschaft.
… Du spürst die Lebensenergie die durch Dich durchfließt das Leben wie noch nie in Harmonie und genießt es gibt nichts zu verbessern nichts was noch besser wär außer Dir im Jetzt und Hier und dem Tag am Meer …
Die Fantastischen Vier
Zugegeben, allein der Name Sankt Peter-Ording klang für mich immer wie ein langes Gähnen. Nach einem Rentnerparadies, das man sich in ein paar Jahrzehnten vielleicht mal anschauen könnte. Oder auch nicht.
Wie kam es dann dazu, dass ich mich am Pfingstwochenende in die überfüllten Züge begab, um an diesen Ort zu fahren?
Fast ein Jahr zuvor hatte mich meine Freundin Steffi angerufen, um mir mitzuteilen, dass dort ein ganz tolles Surf-Hotel aufgemacht habe, das so begehrt sei, dass man viele Monate im Voraus buchen müsse. Gesagt getan.
St. Peter-Ording – Das erste Mal
Circa sechs Stunden und einige Bedarfshaltestellen später sind wir da. Und wow, das Beach Motel kann sich sehen lassen: Wenn man die hellgraue Holz-Fassade mit weißen Veranden und Fensterläden erblickt, könnte man meinen, man sei in Kalifornien gelandet, nicht an der Nordsee. Vor dem Eingang stehen ein Surfer-Bulli und ein Mini-Cooper Cabrio mit dem Beach-Motel-Logo. Auch die Sonne brennt vom Himmel, als seien wir in südlicheren Gefilden unterwegs.
Am Empfang werden wir nett von einem jungen Mädel begrüßt, es hätte mich auch gewundert, hier auf jemanden zu treffen, der die 30 überschritten hat. Sie fragt uns, ob und wann wir den Mini Cooper des Hauses gratis testen möchten, um die Umgebung zu erkunden und macht uns auf die Nutzung des Wellnessbereichs im Hause aufmerksam. Von so vielen Angeboten sind wir fast überfordert.
Als wir das Zimmer betreten, liegt dort ein weißes Tablet vor dem Spiegel. An den Wänden hängen Bilder im Surfer-Style. Alles ist so durchdesignt und schick, dass selbst wir, zwei junge Frauen aus der Großstadt, noch ins Staunen geraten. In manchen Zimmern soll es sogar handsignierte Originalboards von Robby Naish und Kelly Slater geben. Doch Interieur hin oder her – der Strand ruft! Ich bin gespannt auf den zwölf Kilometer langen Strand von St. Peter-Ording und seine berühmten Pfahlbauten, die ich noch aus der 90-er-Jahre Serie »Gegen den Wind« kenne. Hinter dem Deich angekommen, sehe ich sie, weit entfernt am Horizont. Wir schlendern entspannt am Wasser entlang und inhalieren die Meeresbrise. Als wir die Strandbar 54° Nord erreichen, beschließen wir, dort auf der Dachterrasse unser Abendessen zu genießen. Bei Nordseekrabben und einem Gläschen Wein lassen wir uns vom Sonnenuntergang verzaubern, durch dessen Panorama ab und zu die Silhouette eines Kitesurfers gleitet. Im Hintergrund läuft eine Akustik-Version von »What a Wonderful World« – spätestens jetzt setzt absolute Urlaubsstimmung ein. Nachdem wir in der Dunkelheit müde und glücklich das Beach Motel erreicht haben, gönnen wir uns noch ein paar Saunagänge im Wellnessbereich und testen die Teebar.
Liebe auf den zweiten Blick
Am nächsten Morgen stärken wir uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet, das vorwiegend regionale Produkte bietet. Dabei bemerke ich, dass das Publikum doch wesentlich durchmischter ist, als ich gedacht hätte. Neben Pärchen sehe ich auch viele Familien mit Kindern. So gut gestärkt gehen wir zum Fahrradverleih Cruiser King, der zum Beach Motel gehört. Wir sollen nur bitte nicht mit den Rädern Richtung Leuchtturm fahren, sagt uns Inhaber Tobi, während er uns zwei schöne Beach-Cruiser startklar macht. Denn da sei so viel Schafsmist. Was schick ist, soll auch schick bleiben, lautet hier das Motto.
Wir radeln stundenlang umher und genießen den Ausblick auf grüne Wiesen, Schafe, den Strand, das Meer und retgedeckte Häuser. Unterwegs kommen wir am Landcafé éclair vorbei, in das wir uns sofort verlieben: Wunderschöne kleine Tische und Stühle mit bunten Kissen stehen auf einer Wiese unter Apfelbäumen. Überall sind kreativ gestaltete Blumenarrangements. Bei Milchkaffee und hausgemachtem Kuchen verweilen wir an diesem idyllischen Ort.
Abends schlendern wir am Strand entlang zur X-H2O Reloaded-Party, die an der Surfschule von St. Peter-Ording stattfindet. Als wir ankommen, sitzen die Surfer lässig auf dem Holzgeländer und chillen zum Singer-Songwriter-Sound. Wir sind mitten dazwischen und schauen mit einem Bier in der Hand zu, wie die Sonne im Meer versinkt. Es ist eine Szene, wie man sie für einen Werbespot nicht besser hätte drehen können.
Etwas wehmütig denken wir daran, dass dies unser letzter Abend ist. Und als wir am nächsten Tag, nach anderthalb Stunden Theorie-Unterricht in Sachen Windsurfen, endlich aufs Brett steigen dürfen, ist der Kurs schon fast vorbei. Viel zu schnell – genau wie die Zeit hier in St. Peter-Ording. Eines steht fest, wir kommen wieder!
Reise-Geheimtipps St. Peter-Ording:
-Günstig ist das Beach Motel nicht, doch für den Preis bekommt man viel geboten. Auch Style. 😉 Auf der Website kann man sich über Preise und Aktionen auf dem Laufenden halten. Es gibt auch ganz besondere Suiten zu mieten, eine davon ist die Viva con Agua Juniorsuite. Hier gehen 20 Prozent der Übernachtungserlöse an die Trinkwasserinitiative Viva con Agua. 2014 waren das 8.500 Euro. – Im Landcafé éclair einen hausgemachten Kuchen essen. Am besten bei warmen Wetter kommen, damit man im Garten sitzen kann. Aber auch drinnen wurde das Café mit ganz viel Liebe eingerichtet. -Den Blick aufs Meer kann man von diesen beiden Restaurants besonders gut genießen: Strandbar 54°Nord und Seekiste – einen Wind- oder Kite-Surfkurs im Wassersportcenter X-H2O machen.
– Unbedingt einpacken: Wer vorhat, öfters surfen zu gehen, sollte sich vielleicht einen eigenen Neoprenanzug kaufen, dann muss man nicht auf die kalten, feuchten Leih-Exemplare zurückgreifen. Am Strand kann es sehr windig sein, deswegen lohnt sich eine Bedeckung für die Ohren. Und das Wetter ist wechselhaft, deswegen gehören Windbreaker und Gummistiefel in die Reisetasche.
»Die Neuankömmlinge waren sich einig, dass dies wahrhaftig die ›Insel der Götter‹ sei, wo ›jeder Künstler ist‹ und die Menschheit im Zustand ungetrübter Seligkeit lebe. Eine Idee, ein Traum, der lange nachklang; die meisten Bali-Besucher (mich selbst auf meinem ersten Trip eingeschlossen) glauben heute noch daran.« Elizabeth Gilbert »Eat Pray Love«
Leuchtend grüne Reisterrassen, atemberaubende Sonnenuntergänge, wunderschöne Tempelanlagen und gigantische Vulkangipfel, die von Wolken umschwebt werden – das alles macht Bali zu einer Traumkulisse für Filme und für Bilder. Kein Wunder, dass die Insel der Götter jährlich vier Millionen Touristen anlockt.
Spätestens seit Elizabeth Gilbert ihren Bestseller »Eat Pray Love« veröffentlichte und dieser 2010 in die Kinos kam, strömen vor allem weibliche Reisende nach Bali. Auf der Suche nach dem großen Glück, nach Selbstfindung oder einem symbolischen Neuanfang. Vielleicht aber auch einfach, weil die Landschaftsaufnahmen im Film so beeindruckend waren. Ich muss zugeben, dass mich Buch und Film dazu inspiriert haben, diese Insel zu besuchen, um etwas von ihrem Zauber einzufangen.
Eines meiner Highlights bei dieser Bali-Reise war die Begegnung mit Ketut Liyer. Als uns der Taxifahrer endlich zum richtigen Ort gebracht hatte, erkannte ich den Eingang wieder. Und dann sah ich ihn, den alten Mann mit dem sympathischen, fast zahnlosen Lächeln und den struppigen weißen Haarbüscheln. Für 25 Dollar wollte er mir aus der Hand lesen, doch um selbsterfüllende Prophezeiungen zu vermeiden, lehnte ich das Angebot höflich ab. Daraufhin schenkte mir Ketut wieder ein Lächeln und sagte »See you later, Alligator«. Mir ist schon klar, dass ich nicht die einzige Touristin bin, die er auf diese bekannte Weise verabschiedet. Trotzdem ging ich glücklich davon.
Ich war schon an vielen Orten auf der Welt. Aber nirgendwo wurde ich so oft mit einem freundlichen Lächeln begrüßt, wie auf Bali.
Seminyak Beach ist ideal für Anfänger, um Surfen zu lernen. Die Wellen kommen (bei geeignetem Wetter) regelmäßig und sind nicht zu hoch. Man sollte jedoch unbedingt die entsprechenden Flaggen beachten, denn die Strömung auf Bali ist nicht zu unterschätzen. Zu sehr abtreiben lassen sollte man sich auch nicht, da an vielen Stellen (am Strand durch Totenkopf-Schilder ausgewiesen) giftige Abwässer ins Meer geleitet werden. Hier plötzlich in braunem statt türkisem Wasser aufzutauchen, ist nicht schön.
Ein unbeschreiblicher Moment: Auf Bali glaubt man, dass die heiligen Vulkane das Reich der Götter seien. Und als ich dort oben stehe, ahne ich warum. Die Tour auf den zweitheiligsten Berg Balis werde ich nie vergessen. Nachts um zwei sind wir gestartet, um pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel des 1.717 Meter hohen Gunung Batur anzukommen. Die Aussicht ist mystisch schön. Nur der Blick auf den Kratersee Danau Batur bleibt uns leider verwehrt, es ist zu wolkig an diesem Tag.
Friedlich: Der Seerosenteich am Gedong Gandhi Ashram in Candidasa.
Bali ist für guten Kaffee bekannt. Probiert die verschiedenen Sorten unbedingt mal aus. Auch die teuerste Sorte der Welt stammt hierher, der sogenannte Kopi Luwak, auch Katzenkaffee genannt. Die Art wie der Kaffee entsteht, ist sehr umstritten, da die meisten Schleichkatzen nicht artgerecht gehalten werden.
»Würdest du noch einmal nach Bali reisen?«, fragte mich ein Freund nach meiner Rückkehr. Ja, das würde ich. Denn trotz einiger Einschränkungen hat die Insel ihren Zauber für mich behalten. Und sie ist ein ideales Ziel, das man allein bereisen kann. Zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass auch Balis Nachbarinseln sehr sehenswert sind. Ich habe mir Lombok und Gili Air angeschaut. Wenn ihr auf den Spuren von »Eat Pray Love« reisen möchtet, müsst ihr nach Gili Meno, denn hier endet die Geschichte von Liz und Felipe.
Reisetipps für Bali:
– Für alle Yoga-Fans gehört ein Besuch im Yoga Barn in Ubud dazu. Es ist sehr schön gelegen und vor allem die frischen Säfte im Garden Kafe sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Yoga-Kurse sind aufgrund der hohen Nachfrage leider etwas überfüllt. Unbedingt rechtzeitig vorab einen Kurs buchen! Falls ihr bisher noch kein Yoga gemacht habt, solltet ihr euch mal den schönen Beitrag „18 Amazing Benefits of Yoga, According to Science“ auf Jen Reviews durchlesen, spätestens dann werdet ihr motiviert sein, euch mal näher mit dem Thema zu beschäftigen.
– In Erinnerung ist mir auch der Besuch bei Sjari-Tari-Us in Ubud geblieben. Dabei handelt es sich um eine Einrichtung, in der Lehrer und Eltern lernen können, wie sie Kinder mit Behinderungen fördern und erziehen. Ein Projekt, das sehr wichtig ist, denn Indonesien gilt eine Behinderung häufig noch als Strafe der Götter. Deshalb werden Menschen mit Behinderungen vor allem in dörflichen Gegenden oft eingesperrt, angekettet und misshandelt. Die Einnahmen aus dem dort ansässigen Restaurant und dem Laden kommen der Einrichtung zugute. Geocacher sollten bei Sjari-Tari-Us auf Schatzsuche gehen.
– Wer einmal einen Einblick in ein Ashram erhalten möchte, kann dies im Gandhi Gedong Ashram in Candidasa erleben. Wir durften an einer Meditation teilnehmen, bei der immer wieder ein Mantra in Sanskrit gesprochen wurde. Yogakurse und Zimmer werden im Gandhi Gedong Ashram ebenfalls angeboten.
– Gunung Batur: Falls ihr über ein normales Fitnesslevel verfügt, dürft ihr euch die Besteigung des Gunung Batur nicht entgehen lassen. Am besten vorher einmal das Wetter checken, damit ihr eine gute Aussicht habt. Packt unbedingt auch etwas wärmere Kleidung ein, denn in der Höhe kann es sehr frisch werden. Auch Lebensmittel und Getränke sollte man dabei haben. Festes Schuhwerk und eine Taschenlampe gehören ebenfalls zur notwendigen Ausstattung. Buchen kann man die Tour fast an jeder Straßenecke.
– Orte wie Kuta und Seminyak besser meiden. Sie sind touristisch sehr überlaufen und werfen ein schlechtes Bild auf die Insel, besser gesagt auf die Menschen, die sie besuchen. Von Australiern, die Bali als »Ballermann« missbrauchen, bis hin zu vermeintlich minderjährigen männlichen und weiblichen Prostituierten, die sich am Straßenrand anbieten – schnell wird deutlich, dass die Armut dem Tourismus auch hier zu viel durchgehen lässt. Wer auf Bali ruhige Ecken sucht, sollte lieber den Norden bereisen.
– Reiseführer: Wie immer ist es sinnvoll, seine Informationen aus verschiedenen Reiseführern zu beziehen. Diesmal war mir vor allem der Bali-Reiseführer von Michael Müller sehr positiv aufgefallen, da er schöne Tipps für das Besondere enthielt. In ihm erfuhren wir zum Beispiel vom Sjari-Tari-Us-Projekt in Ubud.
WILLKOMMEN IN REBECCAS WELT INSPIRATIONEN & TIPPS FÜRS REISEN
Als freiberufliche Redakteurin und Autorin bin ich für verschiedene Magazine, Medien und Verlage tätig. Ich liebe Reisen, Natur, Kultur, Eco-Fashion, Yoga, Wellness, Kultur und gutes Essen. Von all diesen Themen handelt »Rebeccas Welt«.
Viel Spaß beim Lesen!
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