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Hua Hin oder Bangkok? Badeort oder pulsierende Metropole? Michael Bieckmann entschied sich für beides. In seinem Gastbeitrag berichtet er von seinen Erlebnissen.

Sawadii khrap, hallo Thailand! Soeben bin ich nach 25 stündiger Reise am Flughafen in Bangkok gelandet. Endlich angekommen in einem Land, das ich bislang nur aus den Medien kannte. Es ist 20 Uhr Ortszeit, als ich mit meinen vier Freunden Ceven, Christian, Marius und Niklas den Flughafen verlasse und von der tropischen Hitze erschlagen werde. Es sind 32 Grad. Die Luft ist stickig. Nach dem Flug bin ich für diese Temperaturen natürlich komplett falsch gekleidet. Doch das ist auch gut so. Denn mit einem klimatisierten Bulli geht es weiter zu unserer Unterkunft in Hua Hin. Weitere drei bis vier Stunden Fahrt liegen vor uns.

Beim Blick durch das Bulli-Fenster mache ich interessante Beobachtungen. Der Linksverkehr ist chaotisch. Regeln scheinen nicht zu existieren: Kinder sitzen während der Autobahnfahrt auf der Ladefläche eines Pickups. Die Anzahl der Mitfahrer auf Rollern ist unbegrenzt. Und Helme – was sind eigentlich Helme? Auf Thailands Straßen sind sie eine Ausnahme. Um nicht zu sagen: ein Versehen.

Wir machen auf einem Rastplatz Halt. Nach dem langen Flug müssen wir noch zu Abend essen und zugleich die ersten Lebensmittel einkaufen. Für nahezu jedes eingekaufte Teil erhalten wir an der Kasse eine Plastiktüte. Es bleibt nicht das einzige Mal, dass wir diese Erfahrung machen. Das Bild des übermäßigen Plastiktütenverbrauchs brennt sich in diesen Tagen in mein Gehirn ein. Was würde wohl der Handelsverband Deutschland dazu sagen?

Gegen Mitternacht treffen wir in unserer Unterkunft ein. Dank Niklas’ Onkel erhalten wir die Möglichkeit in einer Villa im Black Mountain Resort zu übernachten. Wenn es um das Golf spielen geht, ist die Anlage von Black Mountain die Nummer 1 im Raum Asien-Pazifik. Mit dem Golf spielen haben wir in den nächsten Tagen allerdings gar nichts zu tun. Dazu fehlt uns die nötige Platzreife und, mir als Student, das nötige Kleingeld. Lediglich das Golf-Caddy, mit dem wir morgens regelmäßig das Frühstücksbrot direkt am Golfplatz einkaufen, ist unser Berührungspunkt zum Sport der Oberklasse.

Erholung meets Sightseeing

Neben dem Sightseeing steht bei unserem Urlaub auch die Erholung im Vordergrund. So bleibt mir Zeit, nach längerer Zeit mal wieder ein Buch zu lesen. Tagsüber muss ich mich daran gewöhnen, nicht in die Stadt zu fahren, um die Kultur zu entdecken. Unternehmungen wie diese stehen erst am Abend auf unserem Programm. Dann, wenn die Sonne langsam untergeht und die Temperaturen erträglicher werden.

Tagsüber ist unter anderem der Wasserpark Vana Nava eine erfrischende Option bei den heißen Temperaturen. Vor allem für Familien und Gruppen ist der Wasserpark ein Erlebnis. Das Vana Nava beheimatet die größte Wasserrutsche Thailands. Die Rutsche kann mit insgesamt sechs Leuten gleichzeitig gerutscht werden. Bei einer Geschwindigkeit von bis zu 45 Kilometern pro Stunde kommt hier definitiv Freude auf. Neben der größten Rutsche bietet das Vana Nava mit 179 Metern Länge auch die längste Wasserrutsche Thailands – auch hier können bis zu sechs Leute gleichzeitig in einem Ring rutschen. Wem das noch nicht genug ist: der Wasserpark beheimatet noch viele weitere Rutschen. Wer jedoch ein erholsames Programm bevorzugt, legt sich in einen Ring und lässt sich 345 Meter durch den Lazy River treiben. So lässt es sich leben.

TukTuk_Bangkok_Thailand_Reisen_Reiseblog_RebeccasReisen

Doch wie kommen Touristen in Hua Hin eigentlich von A nach B? Die Antwort darauf hat exakt sechs Buchstaben: Tuk Tuk. Mit diesem luftigen und gelegentlich frisierten Gefährt kommen wir regelmäßig an unsere Ziele. Mit der Zeit lernen wir auch, wie viel die jeweilige Fahrt in etwa kosten darf. Als Touristen sind wir schließlich prädestiniert dafür, zu viel für die Fahrt auszugeben. Doch, Preisverhandlungen hin oder her: Günstig fährt es sich mit dem Tuk Tuk trotzdem. Das liegt auch daran, dass das Leben in Thailand für uns Europäer ohnehin sehr preiswert ist. Das bemerken wir in den Restaurants, den Lebensmittelläden oder auf den Märkten.

Kultur entdecken

In Hua Hin lernen wir gleich zwei Märkte kennen: den Cicada-Market und den Night-Market. Auf dem Cicada-Market, der nur am Wochenende öffnet, wird den Besuchern viel geboten – von handgefertigten Dekoartikeln über Kleidungsstücke bis hin zu Designerprodukten. Darüber hinaus gibt es im Amphitheater unterschiedliche Unterhaltungsangebote. Was den Cicada-Market noch auszeichnet, ist das köstliche Streetfood. An zahlreichen Ständen gibt es thailändische Spezialitäten für das kleine Portemonnaie. Gezahlt wird mit Wertmarken. Schnell stelle ich fest, dass auch eine thailändische Süß-Sauer-Soße unheimlich scharf ist. Eine Schärfe, die nicht jedem Magen gefällt. Vorsicht ist auch beim selbstgemachten Eis geboten. So oder so, eine gut ausgestattete Reise-Apotheke ist empfehlenswert. Kulinarische Spezialitäten gibt es auch auf dem Night-Market, der noch weitläufiger ist. Auch hier findet sich alles, was das Herz begehrt. Postkarten, Souvenirs, plagiierte Kleidungsstücke, Dekostücke und vieles mehr. Auch Massagen werden geboten.

Bei der Massage entscheiden wir uns aber für das „Lanfah SPA und Massage“. Nach einer Terminvereinbarung erhalten wir eine 30-minütige Fußmassage. Für meine Füße ist das ein Segen. Nach der Knetkur fühlt sich für mich jeder Gang so an, als würde ich auf Watte laufen. Ich bin bereit für die nächsten Kilometer durch die Straßen Hua Hins. An ein summendes Geräusch, das uns beim Spaziergang durch die einzelnen kleinen Gassen oftmals begleitet, habe ich mich inzwischen gewöhnt. Es sind die Stromleitungen, die noch oberirdisch verlegt sind – mal mehr und mal weniger gut gebündelt. Dass die Stromversorgung nicht immer gewährleistet ist, stelle ich in einem Supermarkt fest. Sporadisch fällt immer wieder für den Bruchteil einer Sekunde das Licht aus. Manchmal auch ein bisschen länger.

Family Tree – ein Geschäft zum Verlieben

Wie auf jeder Reise stelle ich mir die Frage: Was für ein Mitbringsel bringe ich meinen Liebsten mit? In einem Supermarkt werde ich da natürlich nicht fündig. Beim Spaziergang am Meer entlang werde ich allerdings auf ein kleines Ladengeschäft namens Family Tree aufmerksam. Es dauert nicht lange, bis ich mich in dieses Geschäft verliebe. Ich finde eine Vielzahl von handgemachten und vor allem fair und ökologisch produzierten Souvenirs – von Taschen aus recyceltem Leder bis hin zu Tiermagneten aus recycelten Telefonbüchern. Eine der Verkäuferinnen erzählt mir, dass die Erlöse der Produkte sozialen Projekten zu Gute kommen. Das Geschäft ist klein und überschaubar – die Geschichten dahinter groß und spannend. Für mich ist und bleibt es die Geschichte des vorerst letzten Abends in Hua Hin.

Zu Gast im Venedig des Ostens

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Zum Abschluss unserer Reise wartet erneut Bangkok auf uns. Hinter London ist das die zweit meistbesuchteste Stadt der Welt. Der Vergleich mit Hua Hin hinkt: 42.000 Einwohner stehen 8,25 Millionen gegenüber. Riesige Leuchtreklamen prägen die Stadt. Wer in Bangkok jedoch viele fahrende Autos erwartet, der irrt sich. Im Gegenteil: In der thailändischen Hauptstadt stehen die Autos. Nahezu rund um die Uhr beherrschen Staus die Straßen der Stadt. Der Skytrain hilft bei diesem Problem nur bedingt.

Gut voran kommt man im damaligen „Venedig des Ostens“ auf den Kanälen. Eine Bootstour bietet einmalige Ausblicke: marode Holzhütten wechseln sich mit moderneren Hütten und buddhistischen Tempeln ab. Während der Sightseeing-Tour auf den Kanälen machen wir gleich zweimal Halt. Einmal halten wir bei einer Dame, die auf ihrem Boot unterschiedliche Souvenirs und Getränke verkauft. Ich stelle mir die Frage, wie viel Provisionen hier wohl fließen. Eine Antwort erhalte ich natürlich nicht. Den zweiten Stop machen wir, um die Fische im Kanal zu füttern. Es ist beeindruckend, wie viele Fische vom einen auf den anderen Moment um das Brot im Wasser kämpfen. Es ist gleichzeitig erschütternd, dass wir frisch verpacktes Brot erhalten, um es ins Wasser zu werfen.

Neben einer Tour auf dem Kanal besuchen wir den großen Palast mit seinem Tempel Wat Phra Kaeo. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebten hier die Könige des damaligen Siam. Beeindruckend ist vor allem die künstlerische Architektur. Je näher ich die einzelnen Gebäude unter die Lupe nehme, desto mehr Details erkenne ich. Ich bin begeistert. Doch das war noch nicht alles. Im Tempel Wat Pho, in Bangkoks historischer Altstadt, stehe ich staunend vor einer vergoldeten liegenden Buddha-Statue. Es ist nicht irgendeine Statue. Sie ist 46 Meter lang und 15 Meter hoch. Als Betrachter wird man nahezu erschlagen. Die größte Statue ist es damit jedoch trotzdem nicht.

Doch der Superlativ lässt nicht lange auf sich warten: Wir besuchen das Central World Plaza. Mit rund 500 Geschäften ist es flächenmäßig das größte Einkaufszentrum in Südostasien. Bezogen auf die ganze Welt, landet das Central World Plaza auf Rang 6. Wen wundert’s, dass man hier beim Shopping auch sehr gut essen kann. Eine ganze Etage ist dem Essen gewidmet. Hier ist für jeden Geschmack und jedes Portemonnaie etwas dabei. Auch für uns.

Über den Dächern Bangkoks

Das beeindruckendste Bild von Bangkok erhalte ich bei Nacht. Wir entscheiden uns, gleich zwei Skybars zu besuchen. Erst besuchen wir die Sky-Bar im „Tower Club at Lebua“, besser bekannt aus dem Film Hangover 2. Das dazugehörige Restaurant „Sirocco“ ist das höchste Open-Air-Dachrestaurant der Welt. Es befindet sich in gut 230 Metern Höhe. Wer hier als Student trinken und speisen kann, muss eine üppige Bafög-Zahlung erhalten haben. So viel vorweg: Ich bin es nicht. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, Bangkok bei Nacht abzulichten. Attraktiver zum Fotografieren ist allerdings die Skybar des Banyan Tree Hotels. Das liegt auch daran, dass sie von geringeren Menschenmassen überlaufen ist. Darüber hinaus bietet das Geländer genügend Platz, um die Kamera für eine Langzeitbelichtung abzulegen.

Am nächsten und damit vorerst letzten Tag in Thailand lasse ich am Pool den Urlaub ausklingen. Die Geräusche des überschwappenden Wassers wechseln sich mit der Lounge-Musik und dem Verkehr auf den Straßen Bangkoks ab. In wenigen Stunden geht der Flieger zurück nach Deutschland. Der Urlaub findet ein Ende. In Deutschland erwartet mich eine andere Zeitzone und der Hochschul-Alltag. Und vor allem eines: kühlere Temperaturen und eine andere Kultur. Jetzt gilt es für mich, die vielen gewonnenen Eindrücke zu sortieren und zu verarbeiten. Die eine oder andere Eigenart des Landes wird mir in den nächsten Tagen sicher fehlen. Doch ein Stofftier-Elefant aus dem „Family Tree“ wird mich jetzt immer wieder an dieses Land und diese Kultur erinnern. Khop khun khap! Danke, Thailand!