Abenteuer Atlas-Gebirge: Wandern in Marokko

Dort, wo kein Auto mehr hinkommt – inmitten der faszinierenden Landschaft des Hohen Atlas-Gebirges – liegt die Eco-Lodge Kasbah du Toubkal. Imposant und erhaben wie eine Festung thront sie über den saftig grünen Tälern der kleinen Berber-Dörfer. Sie ist der ideale Ausgangspunkt für zahlreiche Wandertouren, bei denen sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene auf ihre Kosten kommen. Doch es gibt noch weitaus mehr Gründe, warum ihr diesen magischen Ort unbedingt einmal bereisen solltet, ich verrate euch, welche das sind.

Liegt auf 1.820 Metern Höhe: die Eco-Lodge Kasbah du Toubkal. ©Kasbah du Toubkal

Etwa neunzig Minuten dauert die Fahrt vom Flughafen in Marrakesch zum kleinen Berber-Dorf Imlil. Die Sonne sinkt langsam zum Horizont hinab und wir versuchen, vor Beginn der Dunkelheit so viele Eindrücke wie möglich von diesem Land aufzusaugen, das fremd und faszinierend zugleich auf uns wirkt. Plötzlich hält der Wagen an, der Fahrer bittet uns auszusteigen, doch am Ziel sind wir noch nicht. Die letzten Meter zur Eco-Lodge Kasbah du Toubkal müssen wir zu Fuß zurücklegen, das Gepäck tragen ein paar Mulis. Die Wege sind nicht für motorisierte Fahrzeuge gemacht – ohne die Maultiere geht hier im Hohen Atlas daher nichts. Fünfzehn Minuten dauert der steile Weg über steinige Trampelpfade hinauf, dann stehen wir vor einem großen, schweren Holztor und klopfen an. Ich fühle mich ein wenig wie bei „Sesam öffne dich“ im Märchen „Ali Baba und die vierzig Räuber“.

Wir werden freundlich willkommen geheißen, durchschreiten einen Garten und betreten den großen Saal der Kasbah. Mit all den flackernden Laternen und von Hand gewebten Teppichen sieht er aus, als sei er einem Märchen aus 1001 Nacht entsprungen.  Ganz nach Berber-Tradition dürfen wir unsere Hände mit Rosenwasser benetzen, bevor wir auf den gemütlichen Sitzpolstern Platz nehmen und Datteln, Milch und einen „Berber-Whiskey“ serviert bekommen. Bei letzterem handelt es sich übrigens um marokkanischen Minztee, denn Alkohol wird auf der Kasbah du Toubkal nicht ausgeschenkt. Nach der langen Reise freuen wir uns über das üppige Abendessen, das aus lokale Spezialitäten besteht: Suppe, Salat, viel Gemüse und Couscous – auch Vegetarier müssen hier nicht verhungern. Dazu gibt es frisch gebackenes Brot, das eine Frau des Dorfes von Hand herstellt. Als die Müdigkeit uns einholt, gehen wir auf unsere Zimmer. Meins ist geräumig und rustikal, vor allem über die Fußbodenheizung freue ich mich, denn jetzt im September kann es in dieser Region nachts schon ziemlich kühl werden. Bis auf den morgendlichen Ruf des Imams ist es herrlich leise, es gibt keinen Fernseher und kein WLAN auf den Zimmer – wer sich mal in Sachen Digital Detox ausprobieren möchte, ist hier richtig. Und weil dieser Ort so besonders ist, zählt er zu den National Geographic Unique Lodges of the World.

Als ich am nächsten Morgen im Hellen aufwache,  sehe ich erst so richtig wo ich bin: die Kasbah du Toubkal ist umgeben von den schneebedeckten Gipfen des Atlasmassivs, wovon Jbel Toubkal mit 4.167 Metern der höchste ist. Von meinem Balkon aus bestaune ich die einzigartige Kulisse, die sich mir darbietet, betrachte die grünen Täler mit ihren Apfel- Kirsch- und Walnusshainen, den Terrassenfeldern und ockerfarbenen Lehmhäusern, auf deren Dächern manchmal sogar Ziegen wohnen. Im Hintergrund höre ich das Rauschen der umliegenden Wasserfälle und kann es jetzt kaum mehr erwarten, mir das alles endlich aus der Nähe anzuschauen. Jallah –auf geht’s!

Und hier kommen meine Tipps für euren Wanderurlaub im Hohen Atlas-Gebirge in Marokko:

Die Teezeremonie der Berber kennenlernen
Rund um die Kasbah du Toubkal kann man viele Wanderungen machen. Ihr solltet euch dabei unbedingt von einem einheimischen Tourguide führen lassen, denn diese können auch viele spannende Dinge rund um die Kultur der Berber erzählen und haben die besten Kontakte zu den Bewohnern der Dörfer. Die Berber gelten als Ureinwohner Marokkos und machen etwa zwei Drittel der Bevölkerung aus. Ihre Dörfer im Atlas-Gebirge bestehen meist aus einfachen Lehmhäusern und einer Moschee, eine Müllabfuhr gibt es vielerorts noch nicht. Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben, das merkten wir fast überall. Unser Guide Abdil zeigte uns unter anderem sein Heimatdorf Armed und wir hatten das Glück, von einer Familie zu einer traditionellen Teezeremonie eingeladen zu werden. Es lohnt sich, der aufwendigen Zubereitung des Tees zuzuschauen und Achtung: die Berber trinken ihren Minztee sehr sehr süß.

Trekking-Touren durchs Atlas-Gebirge


Ausgeschilderte Pfade sind in dieser Region selten, auch aus diesem Grund ist es sinnvoll, einen einheimischen Guide dabei zu haben. Es gibt viele schöne Rundwanderwege in der Region, die hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades variieren. Auf diesen dürft ihr immer wieder den fantastischen Ausblick auf die Dörfer der Umgebung genießen. Eine meiner Touren führte mich auf den Mount Tidali (2.100 Meter) und das Beste ist, dass ihr die meisten Wanderungen mit Picknick buchen könnt. Inmitten der Natur bekommt ihr dann ein ein tolles marokkanisches Menü serviert, was will man mehr?

Zu empfehlen ist auch der Tages-Trek zur Azzaden Trekking Lodge im Azzaden Valley, ich selbst konnte ihn leider aus gesundheitlichen Gründen nicht bestreiten, doch meine Kolleginnen Franka von detailidee.com, Sanni von salty-toes.com, Anja von happybackpacker.de und  Anni von freisendesign.com waren sehr begeistert, vor allem von der atemberaubend schönen Landschaft. Wer mehr zu dieser Tour wissen möchte, sollte also mal auf ihren Blogs vorbeischauen. Und wer noch höher hinauf will, der kann natürlich auch den Jbel Toubkal besteigen, von März bis Oktober ist die beste Zeit dafür.

Übrigens: Falls Mulis die Touren begleiten, ist es wichtig, darauf achten, dass das Tier nie mehr als 80 Kilo trägt, wohl genährt ist und keine Verletzungen hat. Wir Touristen haben einen großen Einfluss darauf, wie mit den Tieren umgegangen wird und diesen sollten wir nutzen. Außerdem ist es wichtig, dass die Mulis eine solche Trense im Maul tragen wie man sie von den Pferden zuhause kennt. Denn leider kommt es immer noch vor, dass für die Tiere Trensen verwendet werden, die sehr schmerzhaft für sie sind.

Menschen begegnen, Menschen unterstützen

Copyright: Education for all Morocco

Tourismus kann viel Schaden anrichten, Tourismus kann aber auch helfen. Im Atlas-Gebirge durfte ich eine tolle Organisation kennenlernen, die mich sehr beeindruckt hat – sie nennt sich „Education for all„. Ziel der Organisation ist es, benachteiligten Mädchen eine Zukunft zu ermöglichen. Denn vor allem in den ländlichen Gegenden Marokkos bleibt Mädchen der Zugang zu weiterführenden Schulen häufig verwehrt. Dank zahlreicher Maßnahmen haben sogar einige der Mädchen – die mittlerweile jungen Frauen sind – erfolgreich ein Studium an der Universität absolviert. Erste Erfolge sind also sichtbar. Die Kasbah du Toubkal gehört zu den Mitbegründern von „Education for all“. Außerdem werden fünf Prozent des Buchungspreises in nachhaltige Projekte investiert: den Umweltschutz, die Förderung lokaler Bevölkerungsgruppen und in einige NGOs, darunter auch Education for All.

Weitere Touren- und Tipps für das Atlasgebirge

Es gibt u.a. die Möglichkeit, sich einen Tagesausflug ins Ourika Tal zu buchen. Bei diesem genießt ihr eine Panoramasicht über das Atlasgebirge, ihr besucht eine Arganöl-Kooperative von lokalen Frauen und macht eine Wanderung zu den sieben Wasserfällen.

Generelles: Persönlich würde ich Frauen nicht empfehlen, ohne (einheimischen) Guide im Atlasgebirge wandern, bzw. auf Tour zu gehen und nicht allein in den Bergen zu zelten.

Falls ihr noch mehr zum Thema Wandern im Atlas-Gebirge, Marokko erfahren möchtet, solltet ihr in unseren Reisepodcast – dein Guide für Mikroabenteuer & die weite Welt reinhören. Es lohnt sich!

2 Kommentare

  1. Die Tajine kommt erst wieder im Sommer zum Einsatz. Aber das wird mich nicht am nachkochen hindern! Liebe Grüße

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