Was ich seit meiner Kindheit an der Nordsee liebe? Das Rauschen der Wellen, den Schlick unter meinen Füßen und den Wind, der mir das Haar zerzaust. Gemeinsam mit Die Nordsee war ich unterwegs, um zu erkunden, warum das Wattenmeer zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde.
Tag 1: Norddeich, ein gemütliches Örtchen mit Nordsee-Flair
Kaum war ich mit dem Zug in Norddeich angekommen, strömte mir dieser unverkennbare Nordsee-Geruch in die Nase und es breitetet sich sofort ein Gefühl von Urlaub in mir aus. Das Wetter hätte perfekter nicht sein können, die Wassertemperatur lag bei 21 Grad, und das im September. Mir blieb nicht viel Zeit, um die Gegend zu erkunden. Die unaufdringliche »Restaurantmeile« gefiel mir gut, sie bot zahlreiche Angebote für den hungrigen Magen und wirkte trotzdem nicht zu touristisch. Ich entschied mich für Matjes mit Röstkartoffeln bevor ich zuschaute, wie die Sonne langsam im Meer versank .
Tag 2: Norderney, die moderne Insel, deren Osten mit wilder Natur überrascht.
Am nächsten Morgen ging es mit der Fähre nach Norderney. Hier bekamen wir ein tolles Frühstück serviert. Nachdem wir angelegt hatten, stand ein Besuch im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum an. Wie ernährt sich ein Seestern? Wie viel Prozent des Sandes, auf dem wir stehen, ist eigentlich Plastik? Und warum zieht es jährlich Millionen von Zugvögel ans Watt? Im Erlebniszentrum Watt Welten gab es spannende Antworten auf all diese Fragen. Die Ausstellung ist interaktiv ausgerichtet, jeder Besucher erhält einen roten Spielstein, mit dem er Punkte sammeln kann, wenn er die Aufgaben richtig löst. Eine super Sache, die auch Erwachsene motiviert, sich mit den Themen genauer auseinanderzusetzen. Der perfekte Ort für die ganze Familie, vor allem, wenn das Wetter vielleicht mal nicht so mitspielt.
Danach fuhren wir mit dem Fahrrad in den wilden Osten der Insel, hier wartete Natur pur. Bei der Radtour begleitete uns Berit Finkennest von den Watt Welten, die auch für den BUND aktiv ist. Sie wusste uns alle Fragen rund um Flora & Fauna des Weltnaturerbes Wattenmeer zu beantworten. So lernte ich zum Beispiel, warum die vielen Kaninchen zwar niedlich, für den Dünenschutz jedoch eine Katastrophe sind. Nun konnte man das zuvor in der Ausstellung Gelernte direkt vor Ort erleben.
Während mir der städtische Teil Norderneys sehr zugebaut schien und auch die ein oder andere Bausünde aus den Sechzigern aufwies, war ich vom wilden Osten der Insel umso beeindruckter. Wir fuhren an Salzwiesen entlang, lernten, was es mit dem Queller auf sich hat und dass die Zugvögel ihre lange Reise nicht überleben würden, wenn sie sich im Watt nicht so ausreichend stärken könnten. Zwischendurch machten immer mal wieder Halt, um den schönen Ausblick auf die Dünenlandschaft zu genießen. Nach einem Snack in der Weißen Düne waren wir glücklich und satt.
Es folgte ein Vortrag im bade:haus zur gesundheitsfördernden Wirkung des Thalasso, danach hatte ich große Lust, es selbst zu testen. Vor allem das dunkelgrün beleuchtetet Floatingbecken, das Feuerbad und die Sauna mit Dachterrasse gefielen mir gut. Ein leckerer Heilbutt in Safransoße im Michels Thalasso-Hotel Nordseehaus Norderney war schließlich der krönende Abschluss des Tages.
Tag 3: Juist, die entspannte Familieninsel, die voll auf Nachhaltigkeit setzt
Der Flug von Norderney nach Juist mit dem Inselflieger war eines der Highlights meines Nordsee-Trips. Noch nie zuvor war ich mit so einem kleinen Flugzeug unterwegs gewesen. Bei dem Traumwetter hatte man einen fantastischen Ausblick auf die Inseln und das Watt. Am Flughafen von Juist wurden wir freundlich von Anja Pleuger von der Kurverwaltung Juist begrüßt, die uns einiges zur Insel erzählte.
Auf Juist war ich bereits in meiner Kindheit, kein Wunder, denn sie ist eine perfekte Familieninsel. Es gibt keine Autos, alles wird per Pferdekutschen erledigt. Und so ist das Getrappel der Hufe, das Einzige, was man regelmäßig hört. Es folgte ein Strandspaziergang, bei dem ich mich über den warmen, weißen Sand unter meinen Füßen freute.
Nach einem Matjesbrötchen war es an der Zeit für die Wattwanderung mit Wattführer Heino. Der machte seinen Job so wunderbar, dass alle wie gebannt an seinen Lippen hingen. Mich brachte er sogar dazu, einen Krebs auf die Hand zu nehmen, wer hätte das gedacht … Wir lernten, warum das Watt das größte biologische Klärwerk der nördlichen Hemisphäre ist, dass der Wattwurm, der die kleinen Häufchen hinterlässt, eigentlich Sandpierwurm heißt und viel viel mehr. »Ich lebe für das Watt«, sagte Heino, und das glaubte ich ihm sofort. Selten habe ich in kurzer Zeit so viel gelernt, das einen bleibenden Eindruck hinterließ.
Im Anschluss schauten wir beim Nationalpark-Haus vorbei und im Rathaus gab es noch einen Vortrag von Thomas Vodde von der Kurverwaltung Juist zur Nachhaltigkeitsstrategie der Insel – genau mein Thema also. Wir erfuhren, dass im Wattenmeer rund 10.000 verschiedene Pflanzen- und Tierarten leben, an Land und im Wasser, die es zu schützen gilt. 2009 wurde das Wattenmeer zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Doch der Klimawandel bedroht das Naturparadies. Dass der Meeresspiegel steigt und Sturmfluten zunehmen, ist nur eine von vielen fatalen Folgen für die Region. Auf Juist hat man es sich zum Ziel gemacht, bis 2030 klimaneutral zu sein und zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das zu schaffen. Das geht natürlich nur, wenn wir als Urlauber bereit sind, mitzumachen. Im Katalog lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Betriebe CO2-reduzierend nachhaltig wirtschaften und dementsprechend kann man buchen. Donnerstags ist in vielen Restaurants Veggie-Tag, an dem die Gäste ein extra fleischloses Gericht finden. Denn wie Thomas Vodde ganz richtig betonte: »Jedes Kilo Fleisch, das man isst, belastet die Umwelt genauso, wie wenn man 250 Kilometer mit dem Auto fährt«. 2015 wurde Juist für sein Engagement mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.
Mit „Sternen“, die im Wasser funkeln endete mein Tag auf Juist. Anja Pleuger gab uns den Tipp, dass sich bei der Wetterlage ein nächtlicher Besuch am Strand lohnen könnte. Und wir wurden nicht enttäuscht. Habt ihr schon mal Meeresleuchten gesehen? Ein unvergessliches Erlebnis, in dessen Genuss man nur kommt, wenn viele äußere Bedingungen stimmen.
Tag 4: Esens, wo man der friesischen Kultur & Natur auf die Spur kommt
Heute ging es mit der Fähre von Juist nach Norddeich. Ein bisschen wehmütig wurde man schon, bei all den winkenden Menschen, die sich am Horizont immer weiter entfernten und dann verschwanden.
Auf der Autofahrt nach Esens genoss ich noch mal die typische Nordsee-Landschaft mit Deichen, grasenden Pferden und Schafen und abgelegenen Höfen.
In der Peldemühle gab es eine Führung durch das Museum „Leben am Meer“. Dort bestaunte ich unter anderem Delfter Kacheln, eine Uhrenwerstatt und allerlei Antiquitäten, die im Watt gefunden wurden. Ich testete, wie die Menschen vor 500 bis 800 Jahren Schlittschuh liefen: mit Knochen als Kufen, die an einem Stück Holz befestigt wurden. Da das Museum nicht besonders interaktiv und familienfreundlich ausgerichtet ist, eignet es sich (meiner Meinung nach) eher für Menschen, die an der Historie von Esens, Ostfriesland und antiken Sammlerstücken interessiert sind.
Tja, und dann war es leider an der Zeit, die Heimreise mit dem Zug anzutreten. Liebe Nordsee, es war schön bei dir, du wirst mir fehlen. Das Kreischen der Möwen, die salzige Luft, deine Sonnenuntergänge und das Meer.
9. Oktober 2016 at 23:32
Ein wirklich schöner Bericht und tolle Fotos. Viele Grüße Kerstin
10. Oktober 2016 at 14:37
Liebe Kerstin, vielen Dank! 🙂 Ich freue mich über deinen netten Kommentar.