»Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort geschieht alles fünfzig Jahre später«, sagte der österreichische Dirigent und Komponist Gustav Mahler einst. Als ich die Straßen Wiens zum ersten Mal erkunde, scheint es mir sogar, als sei die Zeit wesentlich länger stehen geblieben. Die architektonischen Meisterwerke, die Kultur und die Kaffeehäuser – dass ich hier nicht schon eher war, ist ein Versäumnis. Doch besser spät als nie, sagt man ja so schön.
Wien – ein Mekka für Genießer und Liebhaber alter Architektur
Hat man die wenig glamourösen Vororte Wiens passiert, darf man sich auf architektonische Meisterwerke gigantischen Ausmaßes freuen und auf viel Natur, denn die Hälfte des Stadtgebietes besteht aus Grünfläche.
In Wien werden 39 Prozent aller Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, ein Europarekord, der dafür sorgt, dass die Luft angenehm sauber wirkt. Verstopften Straßen, stinkende Abgaswolken, störender Verkehrslärm – das alles ist mir hier nicht begegnet. Stattdessen konnte man in Ruhe umherschlendern und die Dinge auf sich wirken lassen.
Wien ist ein Mekka für alle, die Genuss lieben und auch für die, die dabei auf Nachhaltigkeit, Qualität und Ethik achten. Die Märkte mit ihren regionalen, saisonalen und oft biologisch hergestellten Produkten erleben einen Boom, genauso wie die zahlreichen Restaurants, die dem Slow-Food-Gedanken folgen. Auch viele Winzer sind mittlerweile auf biologische Bewirtschaftung umgestiegen.
Mir hat außerdem gefallen, dass ich Wien als eine sehr tolerante Stadt erlebt habe, in der viele Kulturen friedlich mit- oder nebeneinander leben und in der es kein Aufsehen erregt, wenn Homo-Pärchen Hand in Hand durch die Straßen gehen. Dieser Mix aus Historie und modernem Zeitgeist macht Wien einzigartig. Kein Wunder also, dass es 2016 zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wurde. Und das zum siebten Mal in Folge.
Meine Tipps für einen Citytrip durch Wien
Reiseführer:
Ich hatte den styleguide Wien (National Geographic Styleguide, Band 439) und DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Wien: mit Online-Updates als Gratis-Download dabei. Die Kombination war perfekt, denn während das Reise-Taschenbuch von Dumont alles Wissenswerte bietet, was man für einen Wienbesuch braucht (inklusive Karte), ist der Styleguide auf Trend-Locations fokussiert, welche oft einen nachhaltigen Touch haben. Er ist vor allem für diejenigen interessant, die Interesse am aktuellen Wien und seiner Lebenskultur haben.
Literatur:
Und Nietzsche weinte ist ein wunderbares Buch. Es spielt in Wien und die Geschichte dreht sich um zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie Josef Breuer, Lou Salomé, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud. Schön, wenn man sich nach der Lektüre direkt auf ihre Spuren begeben kann. Dank seiner praktischen Größe, passt das Buch perfekt in die Handtasche.
Unterkunft:
Ich habe im ersten Null-Energie-Bilanz-Stadthotel der Welt übernachtet, dem Boutiquehotel Stadthalle. Meinen Bericht dazu, findet ihr hier.
Cafés & Co.:
-Eines der schönsten Kaffeehäuser Wiens sollte laut meines Reiseführers das Café Savoy sein. »Und eines der schwulsten dazu«, lautet es auf der Website. Das Interieur ist auf jeden Fall sehenswert und die Lage toll!
-Schön pink und schön lecker ging es im Fett + Zucker zu. Hier kommt Veganes auf den Tisch, der Kaffee ist bio und fairtrade.
-Wunderschön ist das TIAN im Kunsthaus, alles ist nun und rund geformt, als ob man in ein Gemälde von Hundertwasser eintauchen würde. Es werden saisonale Köstlichkeiten in Bio-Qualität serviert. Einziger Minuspunkt: Die Toiletten. Ihr Zustand war dem Rest des Lokals einfach nicht würdig.
-Nicht entgehen lassen sollte man sich einen Besuch im Palmenhaus Café im Burggarten, es ist herrlich lichtdurchflutet und die Lage ist ein Traum.
Sehenswürdigkeiten & Stadtführungen:
Wegen der Kürze der Zeit habe ich natürlich nicht geschafft, alles zu besichtigen, das auf meinem Plan stand. Die Berggasse 19 ist ein Muss, denn das ist der Ort, wo alles begann. Zumindest was die Psychoanalyse betrifft. Hier wohnte Sigmund Freud mit seiner Familie, bis er wegen der Nazis ins Exil gehen musste. Das Sigmund Freud Museum wurde von Tochter Anna Freud ermöglicht, es erinnert heute an ihn und seine Werke. Wie ich bei meinem Besuch erfuhr, reiste auch Freud gerne.
-Die Saint Charles Apotheke entführt einen ins 19. Jahrhundert. In den Apothekerschränken aus dunklem Holz finden sich allerlei heilsame Rezepturen in Glasflaschen aufgereiht. Hier sollte man sich Zeit nehmen, um ein wenig umher zu stöbern. Falls ihr auf der Suche nach spannenden Stadtführungen oder weiteren Aktivitäten seid, solltet ihr euch mal auf der Website von rent-a-guide.de* umschauen, dort gibt es viele tolle Touren zum guten Preis. Außerdem möchte ich euch meinen Blogbeitrag Hotspot Leopoldstadt – Neun Insidertipps für Wiens neues Szeneviertel ans Herz legen.
Mein wichtigster Tipp für einen Citytrip durch Wien:
Dieser Tipp gilt vor allem, wenn es, wie bei mir, der erste Besuch ist: lasst euch treiben, nehmt euch nicht zu viel vor. Bestaunt die Architektur, macht Pausen in Cafés, trinkt Wein, geht über den Naschmarkt und schaut auch die Urban-Gardening-Highlights und Graffitis am Donauufer an. Denn eines ist gewiss, Wien hat so viel zu bieten, dass man nicht alles auf einmal sehen kann. Und wer einmal hier war, möchte ziemlich sicher wiederkommen. So wie ich.
*Bei diesen Links handelt es sich um Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, wenn ihr eine Tour bucht. Für euch erhöht sich der Preis dadurch natürlich nicht.
29. September 2016 at 17:34
Schön, dass es dir so gut bei uns in Wien gefallen hat 🙂
Das erste Foto ist übrigens echt cool – hab gar nicht gewusst, dass es am Ring so bunt ist!
29. September 2016 at 17:38
Wien hat es auf jeden Fall auf die Liste meiner Lieblingsstädte geschafft! 🙂 Also mit Sevilla und Paris.
26. Oktober 2016 at 15:22
Hallo Rebecca!
Du hast Recht, Wien ist wirklich ein schöne Stadt und auf jeden Fall eine (Kurz)Reise wert. Vorallem wenn es um das „sich treiben lassen“ geht, stimme ich dir zu. Ich finde es bei so gut wie allen Städtereisen wichtig, nicht einfach alle Sehenswürdigkeiten abzulaufen, sondern die Stadt selbst in Ruhe zu entdecken.
Liebe Grüße, Elisa