Gibt es ein Zuspät, um Skifahren zu lernen? Irgendwie war das Thema Wintersport in meinem bisherigen Leben fast gänzlich an mir vorbei gegangen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich in Ostwestfalen-Lippe aufgewachsen bin, das nicht gerade für seine hohen Berge und weißen Schneelandschaften bekannt ist. Trotzdem war ich neugierig darauf zu erfahren, warum so viele Menschen jedes Jahr aufs Neue begeistert von ihrem Winterurlaub auf der Piste schwärmen. Und so setzte ich mich ganz nach dem Motto „besser spät als nie“ in den Zug nach Salzburg, um mich einer neuen sportlichen Disziplin zu stellen – dem Genuss-Skifahren. Ein Erfahrungsbericht.
„Pass bloß auf, dass du dich nicht verletzt“, hörte ich von Familie, Freunden und Bekannten vor meiner Abreise. Und genau diesen Gedanken hatte ich selbst auch. Schließlich war direkt im Anschluss ein Roadtrip durch Neuseeland geplant, ein gebrochenes Bein konnte ich da wirklich nicht gebrauchen. Doch spätestens als ich die wunderschöne schneebedeckte Bergkulisse von Altenmarkt-Zauchensee zum ersten Mal sah, war ich völlig verzaubert von diesem märchenhaften Winterwunderland. Viel Raum für Ängste blieb da zum Glück nicht. Wusstet ihr, dass Zauchensee als eines der besten Skigebiete Österreichs gilt?
Die Ski-Region Altenmarkt-Zauchensee in Österreich ist vor allem wegen ihrer berüchtigten schwarzen Pisten bekannt, doch sie bietet auch für Anfänger tolle Alternativen – die sogenannten blauen Pisten, die wesentlich einfacher zu fahren sind. Das ermöglicht es auch Einsteigern, die drei Berge Gamskogel, Rosskopf und Tauernkar hinabzufahren. Doch selbst davon war ich als absoluter Anfänger noch weit entfernt. Für mich ging es erstmal auf den „Kinderhügel“ mit der „Zauberstraße“. Skilehrer Wolfgang (auch Wolfi genannt) von der Weltmeister Skischule Top Alpin, Zauchensee erklärte mir das Bremsen á la „Pizza“, wie man Kurven fährt und gab mir viele weitere Tipps für Anfänger. Er schaffte es, dass ich mich von Minute zu Minute sicherer auf den Skiern fühlte und großen Spaß daran fand, die Piste hinabzufahren. Erst ganz langsam, dann immer schneller. Nicht ein einziges Mal fiel ich an diesem Tag hin. Mein Einstieg ins Genuss-Skifahren war damit erfolgreich absolviert und Wolfi hat seinen Job einfach top gemacht.
Aber was bedeutet Genuss-Skifahren eigentlich? Sicherheit, Naturerlebnis und (wie der Name schon sagt) Genuss stehen dabei im Vordergrund. Hohes Tempo, Leistung und viele Pistenkilometer hingegen nicht. Damit ist die Wintersport-Disziplin genau das Richtige für mich.
Nach diesem positiven Erlebnis war ich so richtig auf den Geschmack gekommen und bekam Lust, es auch mal mit dem Ski-Langlauf zu versuchen. Wie gut, dass es in Altenmarkt einen Flying Coach gibt.
Gewusst wie: Ski-Langlauf mit Flying Coach Roland Loipold
Als Kind bin ich ein paar Mal in Schweden und in Winterberg auf Langlauf-Skiern unterwegs gewesen, von der Technik wusste ich daher leider nicht mehr viel. Kein Problem, denn in Altenmarkt-Zauchensee gibt es etwas ganz Besonderes: einen Flying Coach. Was der macht? Langlauf-Profi Roland Loipold gibt Tipps und Technik-Hinweise auf der Loipe – und das kostenlos. Ja, richtig gelesen. Wer zur Saison dienstags oder donnerstags zwischen 10 und 12 Uhr auf der Übungsloipe in Altenmarkt unterwegs ist, darf sich über sein hilfreiches Know-how freuen.
Roland versprach mir, dass es nur etwa 25 Minuten dauern würde, bis ich eigenständig die ersten Runden drehen könne. Und er behielt recht. Das Langlauf-Ski-Training hat mir richtig viel Spaß gemacht, ich hatte nur ganz vergessen, wie fordernd es ist und bin ganz schön ins Schwitzen gekommen. Ski-Langlauf ist halt ein komplettes Fitnesstraining an der frischen Luft, das Ausdauer, Kraft und Koordination stärkt. Was mir außerdem besonders gefiel, ist, dass die Ausrüstung deutlich leichter war, als beim Abfahrts-Ski. Und dass die Verletzungsgefahr geringer ist. „Wer langsam läuft, läuft gut und wer gut läuft, läuft lange“ – das gehörte zu den vielen wichtigen Dingen, die ich an diesem Vormittag von Roland lernte. Hauptberuflich arbeitet der Flying Coach übrigens als Polizist, vielleicht ist das der Grund dafür, dass er nächstes Jahr „Biathlon für Jedermann“ anbieten will, also Langlauf und Schießen – da hätte ich wohl auch Spaß dran!
Was ihr sonst noch so in Altenmarkt-Zauchensee erleben könnt – meine Tipps
Für Romantiker – eine Kutschfahrt durch den Schnee
Unvergesslich schön war für mich die Kutschfahrt durch den Schnee, die man beim Reiterhof Zauchtaler Hof oder bei Altenmarkt-Zauchensee Tourismus buchen kann. In weiche Decken gekuschelt fuhren wir mit einer Pferdekutsche durch die märchenhafte Winterlandschaft. Geht es noch romantischer?! Vor die eine Kusche waren hübsche hellbraune Haflinger-Pferde gespannt, vor die andere große, dunkle Noriker – das sind stabile Gebirgskaltblutpferde, die es in Österrreich gibt. Unser Kutscher Robert Herzgsell erzählte uns, dass man so eine Kutsche auch ganz für sich allein, bzw. zu zweit buchen kann, was zum Beispiel oft für Heiratsanträge genutzt wird. Aber auch für Geburtstage oder Hochzeiten wird das Angebot gerne wahrgenommen.
Für Frühaufsteher – Schneeschuhwandern zum Sonnenaufgang
Eines gleich vorweg: Selbst mitgemacht habe ich die Tour nicht, denn in Anbetracht meiner bevorstehenden Neuseeland-Reise, war mir die Startzeit von 5:45 Uhr schlichtweg zu früh. Hinzu kam, dass ausgerechnet in der Nacht die Uhr auf Sommerzeit umgestellt wurde. Aber alle aus der Gruppe, die an der Tour teilgenommen haben, waren begeistert. Es gibt übrigens auch Schneeschuhwandertouren, die zu humaneren Uhrzeiten stattfinden, falls ihr keine Frühaufsteher seid. Und für alle, die auf eigene Faust los wollen, hat Altenmarkt-Zauchensee 42 Kilometer ausgewiesene Schneeschuhwanderwege zu bieten.
Für Wintersport-Interessierte – eine Werksführung beim Skihersteller Atomic
Wer in Altenmarkt ist, sollte sich einen Besuch bei der Amer-Sportsfabrik nicht entgehen lassen, denn sie zählt weltweit zu den größten ihrer Art. Etwa 400.000 Ski der Marken Atomic und Salomon werden an diesem Standort jährlich gefertigt. Entwickler Helmut Holzer ist seit 30 Jahren bei Atomic dabei und zeigte uns die Materialien und verschiedenen Lagen, aus denen die Skier bestehen. Ganz neu und einmalig im Sortiment ist „Savor“ – eine Linie, die für einfacheres und genussvolles Skifahren entwickelt wurde. Umso mehr habe ich mich gefreut, das Equipment direkt testen zu können. Auch für mich als Neuling war es spannend, mal hinter die Kulissen bei der Skiherstellung zu schauen, denn darüber, wie so ein Paar Ski entsteht, hatte ich mir bis dahin noch keine Gedanken gemacht. Wann die nächste Werksführung stattfindet, erfahrt ihr auf der Website der Amer-Sportsfabrik.
Für Gourmets –koreanisch-österreichische Küche bei „hermann & tina’s“
Wer mich kennt, weiß: ich esse gerne gut. Und das geht bei „hermanns & tina’s“. Gemeinsam mit seiner südkoreanischen Frau Tina verwöhnt der österreichische Koch Hermann Wieser seine Gäste mit liebevoll dekorierten Spezialitäten. Auf der Speisekarte darf man sich über einen spannenden kulinarischen Mix freuen, denn hier trifft Steirischer Bauernsalat auf Bi-Bim-Bap mit marinierten Putenstreifen. Perfekt wird das Ganze mit dem passenden Tropfen vom Weingut Pugl, am besten haben mir der würzig-fruchtige Welschriesling und der beerige Schilcher David gefallen. Aber probiert selbst.
Für Fortgeschritte – Skifahren mit dem Weltmeister
Der mehrfache Weltcup-Sieger Michael Walchhofer hat sich 2011 aus dem aktiven Renngeschehen zurückgezogen und fährt nun nur noch aus Genuss Ski. Gemeinsam mit seinem Bruder führt er drei Hotels in Zauchensee. Wer – wie ich – im Walchhofers Hotel Zauchensee Zentral übernachtet, kann passende Pauschalen mit dem Angebot „Skifahren mit dem Weltmeister“ buchen.
Bis ich an derartigen Aktivitäten teilnehmen kann, muss ich wohl noch ein wenig üben. Aber eines steht fest: Es wird nicht mein letzter Ski-Urlaub gewesen sein, denn es gibt kein Zuspät, um diesen Sport für sich zu entdecken.
Fotos: Rebecca Schirge und Carsten Heinke. Vielen Dank an Carsten Heinke von „Die Reisejornalisten“, der ich bei meinen Skierfahrungen vor Ort fotografisch begleitet hat. Es war mir eine Freude!
7. Mai 2019 at 8:45
Hallo Rebecca!
Ein toll gestalteter Beitrag übers LANGLAUFEN bei uns um Paradies. Du warst eine sehr gute Schülerin und wie gesagt, ich mach mir um den deutschen Langlaufnachwuchs keine Sorgen.
Und meine Bitte zum Thema „Biathlon für JEDERMANN“, den wir im kommenden Winter anbieten wollen – das wäre dann LANGLAUF und SCHIESSEN – weil „SKIFAHREN mit SCHIESSEN“ ist kaum durchführbar.
Beste Grüße aus dem Paradies
Roland (FC)
7. Mai 2019 at 9:11
Lieber Roland,
vielen Dank, das freut mich! 🙂 Danke für den Hinweis, für mich als Laien kann Skifahren sowohl Langlauf- als auch Abfahrtsski sein. Ich habe es angepasst.
Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder im Paradies!
Rebecca
14. Mai 2019 at 16:05
Liebe Rebecca,
ein schöner Artikel zu deinem Aufenthalt in Altenmarkt-Zauchensee. Dort waren wir allerdings noch nie, klingt aber wirklich sehr lohnenswert! Wir verbringen gerne den Urlaub in den Bergen und für meine beiden Kids und uns Erwachsenen gibt es nichts schöneres, als mit den Skiern die Pisten hinabzudüsen. Erst vor einiger Zeit haben wir unseren Winterurlaub in der Alpenregion Südtirol (https://www.feldhof.com/de/) verbracht und haben es sehr genossen!
Vielen Dank für deine Eindrücke und wer weiß, vielleicht verschlägt es auch uns in naher Zukunft einmal nach Altenmarkt-Zauchensee!
Tamara
14. Mai 2019 at 17:04
Liebe Tamara,
vielen Dank für deinen Kommentar, ich freue mich, dass dir der Artikel gefallen hat und meine Leser freuen sich sicher auch über weitere Ideen zu schönen Winterzielen! 🙂
Viele Grüße!
Rebecca
8. August 2019 at 10:34
Vielen Dank für einen spannenden Beitrag zum Ski-Uraub in Altenmarkt-Zauchensee. Toll, dass diese Region auch für Anfänger gut geeignet ist. Letztes Jahr habe ich Ski-Langlauf das erste Mal ausprobiert und es hat mir auch sehr gut gefallen. Es wäre super, wenn „Biathlon für Jedermann“ diesen Winter angeboten würde.
8. August 2019 at 10:44
Liebe Heike,
der Roland wird dir sicher weiterhelfen können, den entsprechenden Link findest du im Text. Viel Spaß beim „Biathlon für Jedermann“! 🙂
Viele Grüße!
Rebecca
25. Oktober 2019 at 16:54
Ich war bisher nie Skilaufen und möchte es einmal mit dem Langlaufen probieren. Ich denke, dass ich es dabei am besten lernen könnte. Freut mich zu lesen, dass es sogar ein kostenloses Coaching für Sie gab. Ich hoffe, dass ich auch so viel Glück haben werde. Vielen Dank fürs Teilen Ihrer Erfahrungen!