Erst als die rote Sonne wie ein riesiger Feuerball auf die gelbe Steppe hinabsinkt, ist es soweit. Die Safari kann beginnen. Ich bin gespannt, was uns erwartet. Schon der Empfang im Nambiti Private Game Reserve war grandios, denn im Foyer des Restaurants erwartete uns ein südafrikanisches Buffet der Meisterklasse mit allerlei Köstlichkeiten und Rooibostee.
Von der großen Veranda der Holz-Lodge hat man einen schönen Blick auf das Reservat. Die Luft trägt einen Hauch von Feuer in sich – das ist der Duft Südafrikas – eine Mischung aus Abenteuer, Schönheit und Wildnis.
Dann werden wir vom Ranger mit dem Jeep abgeholt. Wir fahren durch weite Savannenlandschaften und halten Ausschau nach den Big 5: Elefanten, Nashörner, Löwen, Büffel und Leoparden. »Look, over there!«, ruft das ältere australische Ehepaar neben mir und zeigt in eine Richtung, wo der Boden schwarz vom Feuer ist und nur der klägliche Rest eines Baumes versucht, Stellung zu halten. Ein paar Sekunden später erkenne ich, was sie meinen. Im Schwarz fokussiere ich den gelben eleganten Körper eines Leoparden, dessen dunkle Tupfen ihm eine gute Tarnung geben.
Gefährliche Flusspferde und nächtlicher Nervenkitzel
Wir fahren weiter zu einer Wasserstelle. Es könne sein, dass wir diese Stelle ganz schnell wieder verlassen müssen, warnt uns der Ranger vor, denn die Flusspferde seien wegen ihrer Babys derzeit besonders gefährlich. Und tatsächlich, als wir einen Busch passieren, sehen wir eine Herde Flusspferde, die sich mit ihrem Nachwuchs Richtung Wasser bewegt. Schnell machen wir ein paar Fotos, dann geht der Ranger aufs Gas. Schließlich gelten Nilpferde nicht zu Unrecht als die gefährlichsten Tiere Afrikas: Durch sie sterben jährlich über 100 Menschen. Weitaus mehr als durch Löwen und Tiger.
Die Dämmerung verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit in Dunkelheit. Plötzlich erhalten wir einen Notruf per Funk. Ein anderer Jeep, der im Reservat unterwegs ist, steckt mitten in der Pampa fest. Doch als wir die Position erreichen, die uns genannt wurde, sehen wir nichts. Dafür hören wir etwas: das Gebrüll von Löwen. Zum Glück scheint es weiter entfernt, doch das kann sich sicher schnell ändern, schließlich sind die Tiere lautlos und schnell. Ich bekomme nicht nur wegen der nächtlichen Kälte Gänsehaut. Um uns herum ist es stockfinster und wir stehen im offenen Jeep irgendwo im Nirgendwo.
Ein erneuter Funkruf geht ein, wir sind wohl nur wenige hundert Meter vom feststeckenden Jeep entfernt. Und in nur wenigen Minuten schaffen die Ranger es, den Wagen aus dem Dreck zu ziehen. Erleichterung macht sich in den Gesichtern der Touristen breit. Als die Tour zuende ist, habe ich zwar nicht alle der Big 5 gesehen, trotzdem kehre ich mit dem Gefühl zurück, ein großes Abenteuer erlebt zu haben.
Der Puls des Leoparden
Honiggelb sind die Augen, die direkt in die meinen schauen. Ich bin selbst darüber erstaunt, dass ich kaum Angst verspüre, als ich die Hand ausstrecke, um das Tier zu streicheln. Der Leopard strahlt eine tiefe Ruhe aus und der Tierpfleger, der uns in das Gehege begleitet hat, ermuntert mich, die Tatze der Riesenkatze zu nehmen und in meine Hand zu legen. Weich und ledrig fühlt sich ihre Innenseite an. Ich spüre den Puls des Leoparden. Spätestens jetzt ist der letzte Hauch von Angst verflogen.
Eine Aktivität, die man ebenfalls über das Nambiti Private Game Reserve buchen konnte, war der Besuch in der Wildtierpflegestation. Hier werden Jungtiere untergebracht, die wegen einer Krankheit oder weil sie den Anschluss an ihre Familie in der Wildnis verloren haben, von Menschen gepflegt werden müssen. Wir gehen weiter zu den Geparden. Majestätisch tronen sie in der Sonne, so als hätten sie keine andere Aufgabe, außer schön auszusehen. Der Tierpfleger gibt uns den Tipp, ihnen einen Finger hinzuhalten, dann würden die Tiere daran nuckeln. Auch wenn einige der Geparden noch nicht ganz ausgewachsen sind, ist ihr Gebiss doch das eines Raubtieres. Nach kurzem Zögern halte ich einem der Tiere meinen Zeigefinger an das Maul. Mit seiner rauen Zunge beginnt der Gepard daran zu nuckeln, die Zähne bekomme ich zum Glück nicht zu spüren. Es ist ein unglaubliches Gefühl, diesen Tieren, die man sonst nur in Natur-Reportagen sieht, so nah zu sein.
Zum krönenden Abschluss bringt mir der Tierpfleger noch Pete das Erdmännchen vorbei. Pete hatte ein Krebsgeschwür, das entfernt werden musste. Ich darf den kleinen Kerl auf den Arm nehmen und freue mich riesig, denn Erdmännchen gehören für mich zu den niedlichsten Tieren, die es gibt.
Aktuelle Info: Die Wildtierpflegestation (Kwa Cheetah Breeding Project) kann leider nicht mehr besucht werden, da sich dort ein Unfall mit einem Besucher und einem der Wildtiere ereignet hat. Es ist wichtig, den Anweisungen der Tierpfleger zu folgen, sonst setzt man sich einer großen Gefahr aus. Generell solltet ihr im Ausland immer drauf achten, dass die derartige Projekte wirklich dem Wohl der Tiere dienen und nicht als Touristenattraktion.
Reise-Geheimtipps Südafrika:
– Eine Safari-Tour im Nambiti Private Game Reserve mit Besuch der Wildtierpflegestation: www.nambiti.com/
– Unbedingt einpacken: eine dicke Fleece-Jacke, denn in südafrikanischen Winternächten wird es kalt! Ein gutes Fernglas, Kamera, Moskitospray und Taschenlampe.
– auf jeden Fall einmal das typisch südafrikanische Eintopfgericht »potjiekos« probieren – einfach lecker!
Special: Der Vogelstrauß, der einen Paarungstanz für mich aufführte:
www.youtube.com/watch?v=_rnil0cUkSk
Meine Packliste für eine Safari
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