Ursprünglich hatte ich im Oktober letzten Jahres einen Wanderurlaub in Schottland geplant. Doch dann kam alles anders. Warum, könnt ihr euch sicher denken. Zum Glück stieß ich zufällig auf ein Naturparadies, das nur etwa anderthalb Stunden Fahrt von meiner Heimatstadt entfernt liegt – den Nationalpark Kellerwald-Edersee. Ich wanderte auf verschlungenen Pfaden des Urwaldsteigs und begab mich in das Reich von Kobolden, Gnomen und anderen sagenhaften Gestalten. Ich bewunderte bizarre Baumgestalten mit ihrem bemoosten Wurzelwerk und ließ mich immer wieder von den atemberaubenden Ausblicken über den fjordartigen Edersee und das hügelige Waldmeer verzaubern. Stundenlang hätte ich zuschauen können, wie der Nebel dampfend aus den Wipfeln der Bäume emporsteigt. Und dann war da noch Edersee-Atlantis, das mit seiner Palette von Rot-, Gelb, und Grüntönen erstrahlte. »Wow, ist das schön hier«, dachte ich mir staunend, »sieht fast ein wenig aus wie in Schottland!« Da waren sie also – meine heißgeliebten Highlands. Nur in Hessen halt.
Der 406 Quadratkilometer große Naturpark Kellerwald-Edersee befindet sich in Nordhessen, keine 50 Kilometer von Kassel entfernt. Ihn im Oktober zu besuchen, lohnt sich besonders, denn dann zeigt sich der Herbst mit all seinen wunderschönen Farbfacetten. Zahlreiche reizvolle Wanderwege führen durchs Reich der urigen Buchen und knorrigen Eichen und hinein in die neue Wildnis, die zum UNESCO-Welterbe zählt. Und das aus gutem Grund. Wusstet ihr, dass reine Rotbuchenwälder ausschließlich in Europa vorkommen? Ihr Zentrum liegt sogar in Deutschland, wir können uns also glücklich schätzen.
Ich zeige euch meine Lieblingstouren im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Aber eines gleich vorab: Ich bin ein Fan vom Genusswandern. Hier stehen „das Erleben von Natur und Landschaft, Entspannung, Gesundheit sowie das Bedürfnis, etwas Neues kennen zu lernen vor der sportlichen Motivation“.* Mehr als 15 Kilometer an Strecke haben meine Wandertipps für den Nationalpark Kellerwald-Edersee also nicht. Wenn ihr motiviert für mehr seid, kein Problem: Es gibt zahlreiche Routen für Profi-Wanderer, allein der Urwaldsteig mit seinen 3.800 Höhenmetern ist 68 Kilometer lang.
Wander-Tipp 1: Rundweg Urwaldsteig und Kellerwaldsteig mit Kammweg, Etappe 2
Am ersten Tag haben wir eine besonders schöne Wanderung gemacht. Sie startet am Sportplatz in Basdorf und führt entlang des Ederseeufers bis zur Südspitze der Halbinsel am Lindenberg. Eines der absoluten Highlights dieser Route ist der schmale Kammweg, der zur so genannten Hünselburg hinaufführt. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Höhenburg aus der Spätlatènezeit (150 v. Chr. bis um Christi Geburt), von der noch Graben- und Wallreste vorhanden sind. Ihr könnt euch also auf die Spuren der Kelten begeben, wenn ihr historisch interessiert seid. Für Naturliebhaber hält die Wanderroute zahlreiche fantastische Weitblicke bereit, zum Beispiel auf die Aseler Brücke, die zu Edersee-Atlantis gehört. Das Besondere: Sie wird erst ab einem Wasserstand von 235,10 m ü. NN sichtbar, im Herbst habt ihr gute Chancen, sie zu sehen. Ihr findet die Rundwanderstrecke bei Outdooractive.
Wandertipp 2: Ringelsberg-Route – das Weltnaturerbe entdecken
Ihr möchtet einen der am besten erhaltenen Altbuchenwälder des Tieflandes und der Mittelgebirge entdecken? Dann ist die etwa 11 Kilometer lange Ringelsberg-Route das Richtige. Die Wanderung führt weitestgehend durch die UNESCO-Welterbestätte und beinhaltet dabei auch Abschnitte des Urwaldsteigs. Ihr trefft auf alte Hainsimsen-Buchenwälder mit Urwaldrelikten, die für Mitteleuropa einzigartig sind. Auf etwa 90 Prozent der Fläche entsteht – frei vom Eingriff des Menschen – neue Wildnis. Wer genau hinschaut, sieht die Unterschiede: junge Buchen, die dicht an dicht, geschützt unter dem Blätterdach ihrer Eltern heranwachsen. Herumliegende, von Moosen und Pilzen besiedelte alte Bäume, die auch Spechten und anderen Tieren als wichtiger Lebensraum dienen. All das findet man hier. Ein wunderbares Projekt, das auch international gewürdigt wurde, zum Beispiel mit der Ernennung eines Teilgebietes des Nationalparks Kellerwald Edersee zur UNESCO-Welterbestätte. Der Rundwanderweg kann von den Nationalparkeingängen Asel-Süd oder Himmelsbreite gestartet werden und ist mit einem Pilzsymbol ausgezeichnet. Am Nordwesthang wachsen übrigens die urigsten Buchenwälder des Nationalparks. Falls ihr die Tour beim Parkplatz Himmelsbreite beginnt, solltet ihr euch den kleinen Abstecher bei Asel-Süd nicht entgehen lassen, denn dort könnt ihr die Aseler Brücke – das Wahrzeichen von Edersee-Atlantis – bestaunen. Allerdings nur bei passendem Wasserstand. Es lohnt sich, die Broschüre zur Ringelsberg-Route dabei zu haben, sie liefert euch vor Ort jeweils die passenden Informationen. Zum Beispiel zum Hügelgrab – einem Steinhaufen, der mitten im Buchenwald liegt. Es sind die Reste von Hügelgräbern, die aus der Bronzezeit stammen. Die Gpx-Daten für die Ringelsberg-Route findet ihr u.a. auf www.edersee.de.
Wandertipp 3: Urwaldsteig – Die Mühlecke-Route
Der etwa 7,5 Kilometer lange Rundwanderweg beginnt am Einstieg Urwaldsteig in Nieder-Werbe, allein das eindrucksvolle Eingangsschild macht Lust auf mehr. Nach dem kurzen Aufstieg wird man mit einem tollen Ausblick und zahlreichen knorrigen Eichen und Buchen am Wegesrand belohnt. In einer kleinen Schutzhütte entdeckte ich eine nette Nachricht vom „Waldgeist“ und verewigte mich auch selbst. Weiter ging’s auf schmalen Pfaden bis zum Naturdenkmal „Letzter Alter Riese“ – einer majestätisch gewachsenen „tausendjährigen“ Eiche und der sagenumwobenen Hengstwiese. Auf einer Tafel erfahrt ihr, was hinter dieser ehemaligen Kultstätte der Kelten steckt. Mein Fazit: Diesen Rundwanderweg solltet ihr euch nicht entgehen lassen, die Gpx-Daten und wichtige Infos zur Wegführung findet ihr auf Outdooractive.
Wandertipp 4: Kahle-Hardt-Route (Knorreichenstieg)
Am letzten Tag haben wir noch eine nur etwa 5,5 Kilometer kurze Tour gemacht, die in Scheid oder am Wanderparkplatz Sportplatz Basdorf begonnen werden kann. Wenn ihr in Scheid startet, folgt ihr dem blauen Punkt, bis zum Einstieg in den Urwaldsteig Richtung Basdorf. Der Knorreichensteig hält, was der Name verspricht: Ihr trefft auf bizarre Baumgestalten, die sich mit ihren wild wuchernden Wurzeln in die Steilhänge aus Schiefer krallen, darunter sind auch bis zu tausendjährige Eichen. Was sie wohl zu erzählen hätten, wenn sie sich uns mitteilen könnten? Auch diese Route belohnt immer wieder mit grandiosen Aussichten auf den Edersee, sie ist mit dem Symbol des Elsbeerenblatts markiert, die Gpx-Daten und Infos zur Wegführung gibt’s auf www.edersee.de.
Fünf Extra-Tipps für einen Urlaub im Nationalpark Kellerwald-Edersee
Was ihr sonst noch unbedingt anschauen- oder wissen solltet:
–Schloss Waldeck: Burg Waldeck wurde im 11. Jahrhundert erbaut und ist das Wahrzeichen der Region. Es gibt ein Museum und von der Aussichtsterrasse lässt sich der Blick auf den Edersee und die bewaldeten Hügel des Nationalpark genießen. Ein Restaurant und ein Hotel befinden sich ebenfalls im Schloss, das gerne als Location für Hochzeiten genutzt wird. Kein Wunder bei der Lage. Ich empfehle euch, die Waldecker Bergbahn zu nehmen, sie ist die älteste Gondelbahn Hessens und hat Kultstatus. Seit 1961 können Gäste mit den farbenfrohen Gondeln von Strandpromenade am Edersee hoch zur Stadt Waldeck fahren – und zurück. Apropos: Auch ein Bummel durch die historische Fachwerk-Altstadt von Waldeck lohnt sich. An vielen Bauwerken findet ihr Schautafeln mit Infos zur Historie.
-Fragt eure Gastgeber nach der kostenlosen MeineCardPlus, mit ihr erhaltet ihr zahlreiche Rabatte oder kostenfreien Eintritt bei 140 Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten in Nordhessen. Die Fahrt mit der Waldecker Bergbahn zählt auch dazu. Außerdem könnt ihr kostenlos mit Bussen und Bahnen fahren.
–TreeTopWalk: Der Baumkronenweg Edersee lohnt sich für die ganze Familie. Die einzelnen Stationen sind sehr liebevoll und informativ gestaltet und allein auf dem kleinen Spaziergang zum Eingang erfährt man allerlei Wissenswertes über den Wald und seine Bewohner. Mit der MeineCardPlus habt ihr freien Eintritt.
-Mit Einbruch der Dämmerung wird die Edertalsperre beleuchtet. Und das solltet ihr euch unbedingt anschauen. Ich fand das Spiel mit den Farben wunderschön. Wusstet ihr, dass der 27 Kilometer lange Edersee einer der größten Stauseen Europas ist? Die Edertalsperre ist ein beeindruckend gigantisches Bauwerk, sie ist 400 Meter lang und wurde zwischen 1908 und 1914 erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Edertalsperre bombardiert und zerstört, jedoch noch im selben Jahr (1943) wieder durch Zwangsarbeiter aufgebaut. Ein Mahnmal erinnert an die dunkle Geschichte. Heute dient sie zahlreichen Zwecken: dem Hochwasserschutz, der Stromerzeugung und der Weserschiffahrt im Sommer.
-Holt euch die kostenlose Edersee Tourenguide-App. Mit ihr könnt ihr den Edersee mit all seinen Attraktionen virtuell erleben, auch von zuhause aus.
Übernachtungstipps für einen Wanderurlaub im Nationalpark Kellerwald-Edersee
Ich hatte mir für meinen Wanderurlaub im Nationalpark Kellerwald-Edersee die Mini-Sparwoche im Flair Hotel Werbetal gebucht. Es wird von der Familie Gerlach mit viel Liebe geführt und das Preis-Leistungsverhältnis war wirklich gut. Halbpension ist bei diesem Angebot inklusive und so erwartete uns jeden Abend ein rustikales 3-Gänge-Menü. Nach all den zurückgelegten Kilometern war das genau das Richtige. Auch, dass immer ein vegetarischer Hauptgang gewählt werden konnte, gefiel mir gut. Die Zimmer der günstigsten Kategorie sehen ein wenig aus wie „bei Oma“, aber genau das machte sie gemütlich und passte zum heimeligen Charme, den der Ort versprüht. Ein weiteres Highlight ist der Wellnessbereich mit Sauna, der für einen kleinen Aufpreis gebucht werden kann.
Happy hiking!
Schöne Urlaubsmomente festhalten und verschenken
**Werbung: Hand aufs Herz: Weißt du, wie viele Fotos auf deiner „Festplatte“ vergammeln“? Ich persönlich hatte da den Überblick verloren. Es waren Tausende. Mir bewusst Zeit nehmen, um die Fotos anzuschauen? Das mache ich viel zu selten. Schade eigentlich, denn jedes Bild ist eine wertvolle Erinnerung. Umso dankbarer bin ich, dass meine Eltern früher immer mit viel Liebe Fotoalben erstellt haben, die mich an meine Kindheit erinnern. Ich hüte sie wie einen kostbaren Schatz, denn genau das sind sie für mich.
Zum Glück ist es nie zu spät, etwas an den eigenen Gewohnheiten zu ändern. Warum nicht auch mal schöne Fotos an die Lieben verschenken, zum Beispiel vom letzten Familienurlaub?! Ob als personalisierte Karte oder Kalender – Albelli.de macht’s möglich. Hier kannst du mit deinen Bildern auch Tassen, Wandbilder, Dankeskarten, Glasbilder oder Poster ganz einfach selbst designen.
Na wenn das keine schöne Geschenkidee für Weihnachten ist?!
*Quelle: Forschungsbericht „Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern“, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi).
**Dieser Abschnitt ist in bezahlter Zusammenarbeit mit Albelli entstanden.
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