Die Umgebung von Münster hat viel zu bieten: Weite, ebene Landschaften zum Beispiel, zu deren Idylle historische Fachwerkstädtchen, zahlreiche Schlösser und Burgen mit ihren Parkanlagen und Schlossgärten beitragen. Ihr könnt Radfahren und Reiten, durch märchenhafte Wälder wandern, bei einer romantischen Kanutour die Werse erkunden und nette Cafés besuchen. Obendrauf gibt’s sogar noch Flamingos und Wildpferde zu sehen. Hier kommen meine Ausflugstipps fürs Münsterland.
Waldwunder und Fachwerkliebe: Wandern in Tecklenburg
Eine meiner neusten Entdeckungen ist Tecklenburg im Münsterland. Das mittelalterliche Städtchen liegt auf dem Höhenzug des Teutoburger Waldes und wird vor allem die Herzen von Fachwerk-Fans höher schlagen lassen. Ich habe mich jedenfalls direkt in den liebevoll restaurierten Altstadtkern mit seinen romantischen Gassen und Stiegen und den kleinen Cafés und Lädchen verguckt. Mein Tipp: Einen Besuch im Café Louise dürft ihr euch nicht entgehen lassen, das Ambiente hat Charme und der hausgemachte Kuchen aus Bio-Zutaten ist köstlich.
Darüber hinaus gibt es in Tecklenburg zahlreiche Sehenswürdigkeiten und eine traumhafte Naturkulisse. Wir sind die Tour Teutoschleifen: Tecklenburger Bergpfad gewandert, die streckenweise dem Hexenpfad-Rundweg gleicht. Ich kann euch die Tour sehr empfehlen, denn sie ist landschaftlich reizvoll und abwechslungsreich. Bizarre Felslandschaften, schmale Kammwege, Panoramablicke, die alte Burgruine und weite Felder – das alles und noch viel mehr liegt auf der Route. Ein besonderes Highlight ist auch das Klavier, das mitten im Wald steht. Welch Glück, dass zufällig ein Mädchen daran saß und spielte, als wir passierten. So konnten wir der kleinen Waldmusik andächtig lauschen. Mit Vogelgezwitscher hinterlegt, klingt „Comptine d’un Autre été: L’Après-Midi“ (der Soundtrack aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“) von Yann Tiersen gleich noch schöner.
Wo Landidyll auf Kunst trifft: eine Rad- und Kanutour an der Werse, Münsterland
Wenn ihr im Münsterland unterwegs seid, solltet ihr euch eine Radtour an der Werse nicht entgehen lassen. Startet am besten von der Pleister Mühle , so kommt ihr an wunderschönen, urigen Künstlerateliers vorbei. Am Ufer der Werse gibt es viele Träumhäuschen zu entdecken. Ihr solltet unbedingt eine weiße Schokolade mit Espresso im Café Nobis trinken, die ist super lecker, genauso wie der Kuchen.
Kleiner Romantik-Tipp: Am Kanuverleih Pleistermühle habt ihr die Möglichkeit, ein Kanu auszuleihen. Das lohnt sich auf jeden Fall, denn knorrige Trauerweiden, alte Mühlen und hübsche Wochenendhäuschen säumen das Ufer. Ein verträumt-romantisches Ambiente per excellence. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, denn unterwegs laden Gasthäuser und Biergärten direkt am Ufer zum Rasten ein. Die beliebteste Paddelstrecke der Kanustation Pleistermühle ist etwa sieben Kilometer lang, für die gesamte Strecke könnt ihr etwa vier Stunden einplanen.
Falls ihr etwas mehr Zeit mitgebracht habt, habt ihr die Möglichkeit, den WerseRadweg komplett entlang zu radeln, er verläuft steigungsarm zwischen der Quelle und der Mündung der Werse und ist insgesamt 125 km lang. Auf der Strecke liegen Städte wie Ahlen, Drensteinfurt, Sendenhorst, Oelde, Münster und Rheda-Wiedenbrück mit ihren historischen und sehenswerten Ortskernen. Ihr könnt übrigens in vielen Orten problemlos auf oder aus dem Werse Radweg zu- oder aussteigen, denn es sind Bahnhöfe und Parkplätze vorhanden, sodass auch eine Anreise und Fahrradbeförderung mit der Bahn oder dem Pkw möglich ist. Auch Genießer kommen bei dieser Radtour durchs Münsterland auf ihre Kosten, denn an der gesamten Route laden gemütliche Restaurants und Landcafés zur Einkehr ein. Übrigens: Bei der Touristischen Arbeitsgemeinschaft „Parklandschaft Kreis Warendorf“ könnt ihr zahlreiche Prospekte mit Radtourentipps kostenlos bestellen.
Auszeit für die Seele: ein Spaziergang in den Rieselfeldern Münster
Dieses 230 Hektar große Natur- und Vogelschutzgebiet liegt nur sechs Kilometer von Münsters Innenstadt entfernt. Hier kann man herrlich ausgedehnte Spaziergänge unternehmen und den Kopf so richtig frei kriegen. Ich finde dass die Rieselfelder zu jeder Jahreszeit ihren eigenen Reiz haben, denn die Landschaft ist wahnsinnig abwechslungsreich – von Flachwasser- und Röhrichtbereichen über Feuchtgrünland bis hin zu Obstbaumalleen – langweilig wird es nicht. In der Biologischen Station erhält man u.a. Infomaterial zum Lebensraum Rieselfelder und auch der Naturlehrpfad beginnt hier. Vor allem bei Ornithologen ist das Gebiet beliebt, denn zahlreiche Vogelarten haben dort ihr Zuhause gefunden. Mit etwas Glück kommt man mit dem ein oder anderen Vogelkundler ins Gespräch und darf auch mal einen Blick durchs Fernglas werfen.
Café-Tipp: Falls sich der kleine Hunger meldet, gibt es vor Ort auch ein Cafe namens Heidekrug– der selbstgemachte Kuchen ist sehr zu empfehlen.
Ein Traum in Rosa: Flamingos im Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn beobachten
Direkt an der deutsch-niederländischen Grenze liegt das Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn. Es ist von weiten Feuchtwiesen, Wald, flachen Seen, Moor- und Heidelandschaften geprägt und bietet zahlreichen, teils seltenen, Tierarten einen Lebensraum. Darunter auch etwa 40 bis 50 Flamingos, die hier in den Sommermonaten beheimatet sind. Wilde Flamingos im Münsterland? Ja, richtig gelesen. Woher die südamerikanischen Chileflamingos, die Roten- und Europäischen Rosa Flamingos ursprünglich stammen, weiß niemand so genau. Doch sie scheinen sich wohl zu fühlen, schließlich lebt die nördlichste Flamingo-Brutkolonie der Welt mittlerweile seit rund 30 Jahren im Münsterland. Zwischen April und Juli habt ihr sehr gute Chancen die Flamingos zu sehen, denn manchmal brüten sie auch vor Ort. Auch etwa 10.000 Lachmöwen sind im Naturschutzgebiet zuhause, da kommt direkt Nordsee-Feeling auf. Alles Wissenswerte rund um die exotischen Vögel, Flora & Fauna erfahrt ihr in der Biologischen Station Zwillbrock. Die interaktive Ausstellung ist für Kinder und Erwachsene geeignet und wird auf Deutsch und Niederländisch angeboten.
Auf dem sechs Kilometer langen Rundwanderweg um das Zwillbrocker Venn trefft ihr immer wieder auf Aussichtskanzeln zur Vogelbeobachtung. Wenn ihr mehr über das Zwillbrocker Venn und seine Bewohner erfahren wollt, lohnt sich ein Blick in den Veranstaltungskalender der Biologischen Station Zwillbrock.
Übrigens, besonders schön präsentiert sich das Naturschutzgebiet im Spätsommer, wenn die Heide blüht. Dann verwandelt sich das Zwillbrocker Venn in ein lilafarbenes Meer.
Mein Tipp: Wenn ihr die Flamingos und all die anderen Vögel in Ruhe beobachten möchtet, solltet ihr nicht unbedingt am Wochenende ins Zwillbrocker Venn kommen. Denn dann kann es ziemlich voll werden.
Die Biologische Station Zwillbrock ist auch Startpunkt für eine Radtour auf der insgesamt 300 Kilometer langen Flamingoroute, die u.a. durch Enschede und Winterswijk führt. Ein Fahrradverleih befindet sich am Eingang zum Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn. Ebenso wie ein Corona-Schnelltestzentrum, denn derzeit darf die Grenze nur mit negativem Test überquert werden (wer länger als 24 Stunden bleibt, muss sich zudem in Quarantäne begeben). Schaut vor eurem Besuch also unbedingt auf die Website des Auswärtigen Amtes, um euch auf den neusten Stand zu bringen.
Wenn ihr nach eurem Ausflug hungrig geworden seid, lohnt es sich ins etwa acht Kilometer entfernte niederländische Städtchen Groenlo rüberzufahren. Dort befindet sich das sehr stylishe Restaurant Welgelegen mit Außenterrasse. Wer es noch außergewöhnlicher mag, kann eine kulinarische Bootsfahrt auf der Grolse Gracht buchen – dem Kanal, der durch Groenlo führt. Anschließend bietet sich ein kleiner Bummel durch die Altstadt an.
Mediterranes Flair genießen: Ein Bummel durch die Altstadt von Warendorf
Die Altstadt von Warendorf hat ein ganz wunderbares, teils mediterranes Flair. Dies liegt zum einen an dem historischen Marktplatz und den vielen mit Blumen geschmückten Gässchen, zum anderen an den zahlreichen italienischen Eiscafés. Ihr solltet unbedingt genügend Zeit für einen Bummel durch die Altstadt mit ihren hutzeligen Fachwerkhäuschen und den prächtigen Bürgerbauten mitbringen und in einem der netten Cafés oder Restaurants verweilen.
Die architektonischen Highlights sind übrigens ein Relikt aus der Hansezeit, als Warendorf als Weberstadt erblühte. Die Leinenhändler verdienten damals gut und bauten repräsentative Steinhäuser an den Hauptstraßen und am Marktplatz. Diese wurden von den wohlhabenden Tuchhändlern bewohnt, während die Lohnweber in den Fachwerkhäuschen in den Seitengassen lebten. An dem ein oder anderen Haus findet ihr Informationstafeln zu den ehemaligen Bewohnern. Sehenswert sind zum Beispiel auch die eindrucksvollen Fabrikgebäude der ersten mechanischen Weberei „Brinkhaus und Wiemann“ (später „Wiemann und Bispinck“) an der Kirchstraße. Was ihr in Warendorf noch alles Spannendes entdecken könnt, erfahrt ihr in meinem Beitrag Auf Spurensuche in Westfalen, Route 1: Bielefeld & Warendorf .
Ausflugsziele im Münsterland: Weitere Tipps & Infos
Ihr habt Lust auf noch mehr Aktivitäten im Münsterland bekommen? Dann möchte ich euch diese drei Reiseführer ans Herz legen:
-Der Aktiv-Guide 52 kleine & große Eskapaden im Münsterland: Ab nach draußen! (DuMont Eskapaden)* macht Lust, die schönsten Ecken im Münsterland auf ganz besondere Weise zu entdecken. Ob wandern, radeln, paddeln oder in aller Ruhe die Natur genießen – diese Tipps eignen sich für wenige Stunden, einen Tag oder ein ganzes Wochenende.
-Wenn ihr am liebsten zu Fuß unterwegs seid, ist Münsterland. Wanderungen für die Seele: Wohlfühlwege* sicher das Richtige für euch. Bei den insgesamt 20 Touren geht es unter anderem zu abgeschiedenen Moorgebieten an der niederländischen Grenze oder auf Ausflüge zur Wallfahrtskirche in Stromberg.
-Das Pendant für Zweirad-Fans ist Münsterland. Radeln für die Seele: Wohfühltouren*: 15 abwechslungsreiche Touren führen an den kleinsten Strom Deutschlands, die Ems, zu den Gärten rund um Rosendahl und in die Einsamkeit und Weite westfälischer Heidelandschaften.
-Ihr möchtet die quirlige Studentenstadt Münster entdecken? Dann schaut euch meinen Beitrag Sightseeing für Genießer – Meine Tipps für einen Tag in Münster & Umgebung an.
Fotos: Rebecca Schirge und Maria Reitzki.
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