Mit wilden Blumen geschmückte Almwiesen, dunkelgrüne Fichtenwälder und traumhafte Bergkulissen: im Kräuterdorf Irschen, ticken die Uhren alle ein bisschen langsamer. Große Straßen, Menschentrubel und schnelles WLAN sucht man vergebens, dafür trifft man auf viel unberührte Natur und herzliche Menschen mit geballtem Kräuter-Know-how.

„Wennst wüllst konnst eh einakumman, ga?“ Äh, war das jetzt Englisch? Nein, sonst hätte ich es ja verstanden. Am Flughafen Klagenfurt angekommen, brauche ich eine Weile, bis mir klar wird, was die Taxifahrerin da von sich gibt, ist Kärtner Mundart vom Feinsten. Und so kann ich dem Redeschwall, der nachfolgend auf mich einprasselt, nur ein hilfloses „Wie bitte?“ entgegenbringen. Auf der anderthalbstündigen Fahrt vom Flughafen Klagenfurt nach Irschen bleibt mir dann zum Glück genügend Zeit, um mich an diese mir bis dahin unbekannten Laute zu gewöhnen und ihren eigenen Reiz für mich zu entdecken. 

Apropos entdecken: Je nach gewählter Route und Wetterlage lohnt es sich aus dem Fenster zu schauen, denn es gibt viele schöne und spannende Dinge zu sehen. So zum Beispiel den Wörthersee, der vor allem in den Sommermonaten in leuchtendem Türkis erstrahlt. Mitte des 19. Jahrhunderts stieg dieser Ort zur Österreichischen Riviera auf, die prächtigen Villen, die Architekturstile von Jugendstil, Romantik und Barock vereinen, lassen sich noch heute bestaunen. Oder den Großglockner, der mit 3.798 Metern der höchste Berg Österreichs ist. Weitaus weniger spektakulär wirkte dagegen der Festungsberg-Tunnel bei Sachsenburg, den wir passierten. Dank der Taxifahrerin erfahre ich jedoch, dass in diesem bereits wilde Verfolgungsjagden und gewaltige Explosionen stattgefunden haben, denn er diente 1987 als Drehort für die James-Bond-Verfilmung „Hauch des Todes“, in der Timothy Dalton zum ersten Mal seine Rolle als 007 antrat.

Entspannung pur: Ausblick vom Wander- und Wohlfühlhotel Landhof Irschen.

Und dann erreichen wir das Natur- und Kräuterdorf Irschen mit dem weißen Kirchturm in der Mitte. Jetzt, wo die Dämmerung einsetzt, wirkt das Ganze unglaublich friedlich – eine Landschaft, die aussieht als sei sie einer Modelleisenbahn entsprungen. Nach einem köstlichen Abendessen im Wander-und Wohlfühlhotel Landhof Irschen, begebe ich mich schnell auf ins Melissenzimmer, wo im Bett ein Lavendelkissen auf mich wartet.

Nicht verpassen: Wanderung zu „Rosmaries Bergkräutergarten“

Tierischer Begleiter: Hündin Stella war wie immer dabei.

Am nächsten Morgen heißt es Wanderschuhe zuschnüren, und los geht’s mit Hotelgastgeberin Sonja Moser, einem anderen Hotelgast und Hündin Stella. Unser Ziel: Rosmaries Bergkräutergarten auf 1.150 Metern Seehöhe.  Als wir ankommen, gibt’s zur Stärkung erstmal eine lecker Jause – so nennt sich die kleine Brotzeit für zwischendurch in Österreich.

Mit Kräutern und Blüten veredelt: die Jause.

Etwa 50 verschieden Kräuter hat Rosmarie Kranabetter auf diesem 1000 m2 schönen Fleckchen Erde kultiviert. Unterstützt wird sie dabei von ein paar fleißigen Helferinnen. Auch junge Mädchen würden gerne zum Helfen kommen, erzählt die Kräuterfrau, die ihren Kräuterbetrieb vor 17 Jahren startete.

Herzlicher Empfang: Oben angekommen, lud uns Rosmarie in ihren Garten ein.

»Hier oben vergessen sie sogar auch mal auf ihr Handy zu schauen«, sagt sie mit einem Lächeln. Kein Wunder, dieser Ort ist ein Genuss für die Sinne: es duftet herrlich nach Lavendel, Minze, Salbei. Und dann ist da die bunte Farbenpracht der Malven, Rosen und Kornblumen.

Genuss für die Sinne: Als Stadtbewohnerin gab es für mich viel zu lernen.

Altes Wissen neu entdeckt: Fleißige Helferinnen verarbeiten die Kräuter zu Tee.

Bevor es kalt wird, muss nun noch schnell alles geerntet werden und so dürfen wir live erleben, wie aus Blumen und Kräutern tolle Teemischungen entstehen. Dafür werden sie zuerst getrocknet und dann eingefroren, um eine hundertprozentige Hygiene zu garantieren. Ihr gesammeltes Wissen hat Rosmarie im Buch „Das Kräuterwissen für Leib & Seele: Geheimrezepturen aus der Schatzkiste der Natur“ festgehalten, und auch all die schönen Produkte kann man per E-Mail zu sich nach Hause bestellen.

Farbenfroh: Die gesammelte Blütenpracht von Rosmarie und ihren Helferinnen.

Eine Website hat Rosmarie allerdings nicht – hätte auch irgendwie nicht zu ihr gepasst. Das Leben hier wird hier von den Jahreszeiten bestimmt«, sagt Rosmarie. »Im Winter, wenn alles von Schnee bedeckt ist, wird es ganz ruhig und still.« Aber auch das habe seine Vorzüge.

Das Geheimnis der Kräuterheilkunde kennenlernen

Am nächsten Morgen sind die dunklen Wolkenschwaden fast gänzlich verschwunden, stattdessen strahlt die Sonne aller Wettervorhersagen zum Trotz. Pünktlich um neun holt mich Andrea Huber zum „Baumspaziergang“ ab. Was da wohl auf mich wartet … Andrea ist Diplom- Aromapraktikerin, Kräuterfachfrau und Grüne Kosmetik-Pädagogin, 2015 erschien ihr Buch »Die Heilkraft der Bäume« – deshalb also auch der Baumspaziergang. »Ich mag es, mich immer wieder neuen Dingen zu widmen« sagt Andrea. Unterwegs halten wir von Baum zu Baum an und sie erklärt mir, wie ihre Blätter oder Rinde für die Gesundheit genutzt werden können. So erfahre ich, dass Weidenblätter schmerzhemmende Salicylsäure enthalten, diese ist eng verwandt mit Acetylsalicylsäure – dem Wirkstoff von Aspirin. Oder dass sich aus Haselkätzchen leckere Hustenbonbons herstellen lassen, wenn man sie in Butter und Rohrzucker karamellisiert. 

Auch kochen lasse sich ganz wunderbar mit Bäumen, zum Beispiel könne man Fichtennadeln mit Zucker mahlen und damit Vanillekipferl bestäuben. Fichtenwipfelzucker – das klingt ziemlich gut. »So alt kann man gar nicht werden, um alles einmal auszuprobieren, was man mit Bäumen machen kann«, sagt Huber. Ich glaube es ihr sofort.

Roter Sonnenhut: Auch bekannt als Echinacea Purpurea.

Am Kräuterhaus Pfarrstadel angekommen, zeigt mir Andrea, wie man aus Weidenblättern, Rotem Sonnenhut, Mädesüßsamen und Wodka einen Tinktur herstellt, die bei Erkältung und Grippe hilft. Andrea bietet regelmäßig Seminare zu spannenden Themen wie „Erkennen und bestimmen von Wildkräutern“ oder „Inhaltsstoffe und Wirkungen“ an, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Natürlich ausprobiert: Am Kräuterhaus Pfarrstadl stellte ich meine eigene Tinktur her.

Meine dritte Station des Tages ist der Fundahof. Annette und Edi Wallner haben sich hier eine kleine, nachhaltige Oase geschaffen, denn der Hof wird nach ökologischen und permakulturellen Prinzipien geführt. Strom und Wärme kommen von der eigenen Photovoltaik- und Solaranlage, Milch von den eigenen Kühen auf der Alm und dann ist da noch der riesige Garten, der Platz für Kräuter, Gemüse, einige Gewächshäuschen und all die Tiere wie Ziegen, Katzen, Enten und Hühner bietet. Und dann sind da noch die Alpakas, wie wunderbar!

Du hast die Haare schön: Der Alpaka-Spaziergang war eines meiner Highlights.

Bisher hatte ich diese possierlichen Tiere immer nur aus der Entfernung gesehen, plötzlich stehe ich mittendrin. Große, dunkle Knopfaugen schauen mich neugierig an, als sie angeleint sind, kann ich den Alpakas durch ihre lustigen Haarfrisuren wuscheln.

Aus dem Garten auf den Tisch: Annette bei der Zubereitung.

Dann zeigt mir Annette, wie man leckere Dinkel-Vinschgerl backt, dafür sammeln wir frischen Anis-Ysop im Garten, damit sie ein vorzügliches Aroma bekommen. Dazu gibt es eine selbstgemachte Brennnesselsuppe – das alles schmeckte ziemlich gesund. Aber auch ziemlich lecker. Wer in einer der beiden Ferienwohnungen von Annette und Edi Urlaub macht, kann viel über das Leben mit der Natur lernen: vom Anlegen von Hoch- und Hügelbeeten über die Herstellung von Tee und Kräutersalz oder dem Nähen von Duftkissen bis hin zur Anwendung von Kräutern als Naturmedizin.

Mal was anderes: selbstgemachte Brennnesselsuppe und Dinkel-Vinschgerl.

Am Abreisetag verlasse ich das beschauliche Dörfchen, mit allerlei Kräutertees, -tinkturen und -emulsionen bepackt. Der bevorstehende Winter wird mir so sicherlich nichts mehr anhaben können. Danke, Irschen, schean wor´s! 

Perfekt, um abzuschalten: das Wander- und Wohlfühlhotel Landhof Irschen.

Mein Übernachtungstipp: Wander- und Wohlfühlhotel Landhof Irschen

Mitten im Kräuterdorf liegt das kleine Wander- und Wohlfühlhotel Landhof Irschen, das Mitglied der Wanderhotels – best alpine ist. Die Inhaber Sonja Moser und Markus Locker verwöhnen ihre Gäste mit einem wunderbar natürlich-entspanntem Ambiente und regionalen Gaumengenüssen. Auf WLAN wurde auf den Zimmern absichtlich verzichtet, schließlich sollen die Gäste abschalten; und ein wenig Digital-Detox hat bekanntlich noch niemandem geschadet.

Wellness: Auch einen Saunabereich gibt es.

Nach langen Wanderungen oder wenn das Wetter mal nicht mitmacht, lässt es sich wunderbar im Wellnessbereich entspannen, der mit  Saunen, Physiothermkabine und einem Schwimmteich alles bereithält, was das Urlauberherz begehrt. Der Aufguss findet hier natürlich – ihr könnte es euch sicher schon denken – mit Kräutern statt. Mehrmals die Woche können die Gäste an geführten Wandertouren teilnehmen und es werden Workshops angeboten, bei denen man zum Beispiel lernt, wie man einen tollen Kräutersirup macht.

Koch Peter vom Landhof Irschen beim Kräutersammeln.

Damit ihr auch in den Genuss kommt, diese Köstlichkeit zu probieren, ist hier das Rezept:

Landhof’s Kräutersirup


Zutaten:

3 Liter Wasser
2 kg Zucker

6 dag Zitronensäure
2 naturbelassene Zitronen

6 Handvoll Kräuter ohne Stiel (Melisse, Minze, Salbei, Zitronenthymian)

Das Wasser mit dem Zucker aufkochen und für 10 Minuten köcheln lassen, anschließend die Kräuter, Zitronen und Zitronensäure unterrühren und 48 Stunden stehen lassen. Dann die Kräuter, Zitronen und Zitronensäure unterrühren und 48 Stunden stehen lassen; abseihen und in saubere Flaschen füllen. 

Tipp: Mit einem Minzblatt und Eiswürfeln servieren. Lasst es euch schmecken!

Weitere Gründe, warum ihr euch einen Besuch im Kräuterdorf nicht entgehen lassen solltet, findet ihr in meinem Beitrag Digital Detox in Österreich: Wandern statt WLAN, den ich für reisereporter.de geschrieben habe.*

Ein Traum von Garten: Kleine Sitzecke im Fundahof.

*Transparenz: Der Beitrag für reisereporter.de ist aus einer bezahlten Kooperation mit Österreich Werbung entstanden. Für diesen Beitrag auf meinem eigenen Blog habe ich kein Geld erhalten.

Fotos: Rebecca Schirge