Ihr sucht nach einem Urlaub der besonderen Art? Dann solltet ihr es mal mit Haustauschferien probieren. Um eines gleich klarzustellen: Man muss nicht in einem Haus wohnen, um mitzumachen, eine Wohnung tut es auch. Ich war in diesem Sommer in den Vogesen in Frankreich und bin total begeistert von dieser tollen Möglichkeit, um günstig und nachhaltig Urlaub zu machen und nette Menschen vor Ort kennenzulernen. In meinem Beitrag erzähle ich euch von meinen Erlebnissen, ich zeige euch wunderschöne Unterkünfte und verrate Tipps, damit Gäste und Gastgeber glücklich sind.

Haustauschferien – was genau bedeutet das eigentlich?

Wenn ihr kein Problem damit habt, euer Haus oder eure Wohnung mit wild­fremden Menschen irgendwo auf der Welt für ein paar Wochen zu tauschen, dann können Haustauschferien genau das Richtige für euch sein. Es ist eine tolle Möglichkeit, um günstig und nachhaltig Urlaub zu machen und nette Menschen vor Ort kennenzulernen. Es gibt zahlreiche Portale, die die Möglichkeit für Haustausche anbieten, der weltweit führende Anbieter ist HomeExchange. Auf dem Portal findet ihr mehr als 400.000 Unterkünfte in 187 Ländern, die Anmeldung ist kostenlos. Und so funktioniert es: Ihr erhaltet sogenannte Guest Points, wenn ihr andere Gäste beherbergt und ihr benötigt Guest Points, wenn ihr selbst woanders als Gast übernachten möchtet. Oder ihr tauscht euer Zuhause direkt mit jemandem. Klingt nicht nur einfach, ist auch so. Falls ihr noch Bedenken habt, fremde Menschen in eure vier Wände zu lassen, kann ich euch beruhigen: Portale wie HomeExchange bieten die Möglichkeit, Gastgeber und Gäste zu bewerten, ihr könnt also vorab schauen, mit wem ihr es zu tun habt.

Haustauschferien – mein Sommerurlaub in den Vogesen

Nachdem wir die letzten Jahre über HomeExchange immer wieder schöne Unterkünfte in Burgund gefunden haben, wurden wir diesmal in den Vogesen fündig. In das große Landhaus mit den hellblauen Fensterläden und dem wildromantischen Garten habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Es steht im 400-Seelendorf Fremifontaine am Rande der Vogesen. Vor allem der Garten hat es mir sehr angetan, der mit seinen 3800 Quadratmetern eigentlich ein Park ist. In ihm habe ich stundenlang gesessen, gelesen und geschrieben.

Ein Träumchen: Der verwunschene Garten unserer Unterkunft.

»Es scheint, als sei die Zeit stehengeblieben, hier in Fremifontaine. Ich sitze im Garten und lausche dem Wind, der mit den Wipfeln der Bäume spielt. Bienen summen im Weinlaub, Mauersegler gleiten durch das endlose Blau des Himmels. Ab und zu fällt eine tiefrote, reife Kirsche auf das Gras und zerplatzt. Süßer Rosenduft liegt in der Luft. Hier lässt sie sich genießen, die sommerliche Leichtigkeit des Seins.«

Toll fand ich es auch, dass es nur wenige Hundert Meter vom Ferienhaus entfernt, einen Bio-Bauern gibt. Bei Jerome bekommt ihr Gemüse direkt vom Feld und frische Eier. Auch wenn wir kein Französisch sprechen, konnten wir uns mit »Händen und Füßen« gut verständigen. Der Salat war frisch und knackig und die kleinen Zucchinis und Fenchelknollen einfach super lecker.

Alles bio, alles lecker. Einen Besuch bei Jerome sollte man sich nicht entgehen lassen.

Etwa fünf Kilometer von Fremifontaine entfernt, liegt das Dorf Grandvillers. Hier lohnt sich ein Besuch in der 28 Rue de la Mairie bei L‘ Epicerie de la Grantèle – einem kleinen niedlichen Laden mit großem Angebot an Bio-Produkten. Vor allem die köstlichen Bio-Milchprodukte und der Bio-Gewürztraminer sind ein wahrer Genuss. Wir haben regelmäßig eine Radtour dorthin gemacht. Was die Öffnungszeiten betrifft, sollte man vorab sicherheitshalber einen Blick auf die Facebookseite des Geschäftes werfen. Falls ihr mit Google Maps navigiert, lohnt es sich, es auf die Wegführung für Fußgänger einzustellen, dann meidet ihr zu große Landstraßen. Ebenfalls tolle Bio-Produkte bekommt ihr beim Hofverkauf Label Terre in Dompierre.

Urlaub in den Vogesen – Meine Tipps für die Umgebung von Fremifontaine

Grundsätzlich würde ich euch empfehlen, gar nicht zu viel zu planen, damit genug Zeit bleibt, den schönen Garten zu genießen. Wenn ihr all die regionalen Produkte eingekauft habt, könnt ihr kochen und das Essen im hauseigenen Park zelebrieren. Einen Grill gibt es selbstverständliche auch. Trotzdem habe ich ein paar Tipps für euch gesammelt, was ihr in Fremifontaine und Umgebung unternehmen könnt.

Ausflugsideen: Pilze im Wald von Fremifontaine sammeln

Die Vogesen sind bei Pilzliebhabern nicht umsonst sehr beliebt: Neben köstlichen Maronen und Steinpilzen könnt ihr hier auch Pfifferlinge finden. Aber: Pilze bitte nur sammeln, wenn ihr euch gut auskennt, denn es gibt giftige Doppelgänger. Bei passenden klimatischen Bedingungen habt ihr gute Chancen, mit einem vollen Körbchen heimzukehren. Was ihr beim Pilzesammeln beachten solltet, erfahrt ihr in meinem Beitrag Warum es sich lohnt, die Natur neu zu entdecken. Teil 1: Acht Regeln, die man beim Pilzesammeln beachten sollte. Perfekt, dass der Wald fast direkt vor der Tür liegt.

Ausflugsideen: Wunderschöne Wasserfälle im Märchenwald – Cascades de Tendon

Beeindruckend – der Grande Cascade de Tendon.

Ihr solltet unbedingt eine Wanderung zu den Cascades de Tendon machen. Sie liegen nicht weit von Gérardmer, in einem Tal, zwischen Bäumen versteckt, inmitten eines märchenhaften Waldes. Die Cascades de Tendon sind die größten Wasserfälle der Vogesen und lassen den Scouet – einen Bach, der in die Mosel fließt – gleich an zwei Stellen metertief fallen. Der große Wasserfall fällt etwa 35 Meter tief und, etwa einen Kilometer entfernt, liegt der kleine Wasserfall, der ebenfalls sehr sehenswert ist. Am besten kommt man morgens, wenn es vor Ort noch leer ist, denn nachmittags und am Wochenende kann es sehr voll werden.

 

Auch wunderschön – der petite Cascade de Tendon.

Weitere Ideen für Ausflüge in der Umgebung von Fremifontaine findet ihr im Haus, genauer gesagt in der Info-Sammlung von Gastgeberin Dominique. Da sind zum Beispiel Le Jardin de Berchigranges, Épinal – die Hauptstadt des französischen Départements Vosges oder die Abtei Notre-Dame – ein Monument in der Gemeinde Autrey … Langweilig wird es nicht.

Reiseführer
Ich hatte den Baedeker Reiseführer Elsass, Vogesen dabei. Er eignet sich perfekt für alle, die das Elsass ausführlicher erkunden möchten. Die Weine, die Kultur, die Geschichte, den Genuss … All die vielen tollen Tipps der Redaktion machen eines deutlich: Man muss unbedingt mehr als einmal seinen Urlaub in dieser Region verbringen, denn sie hat wahnsinnig viel zu bieten. Mein nächstes Ziel werden definitiv schöne Dörfer wie Kaysersberg oder Colmar sein.

Haustauschferien – 5 Tipps für Gastgeber & Gäste

 

Tipp 1: Macht schöne aber authentische Fotos

Schlecht belichtete Aufnahmen von unaufgeräumten Räumen laden nicht gerade zum Urlaubmachen ein. Allerdings solltet ihr es mit dem „Fotodesign“ auch nicht übertreiben, sonst sind die Gäste enttäuscht, wenn sie ankommen.

Tipp 2: Infos zur Unterkunft und Tipps für die Umge­bung
Versucht euch in die Situation eurer Gäste hineinzuversetzen. Sie kennen euer Haus/eure Wohnung nicht, was sollten sie unbedingt wissen? Erstellt eine Mappe mit Instruktionen zur Unterkunft: Wie funktioniert die Waschmaschine? Müssen Blumen gegossen werden? Wann wird der Müll rausgestellt? Auch über Infos zu Einkaufsmöglichkeiten und Aktivitäten sind eure Gäste dankbar. Am besten erstellt ihr den Text mehrsprachig, so erspart ihr euren Gästen lästige Übersetzungsarbeit.

Tipp 3: Absprachen bei der Ankunft
Teilt dem Gastgeber eure Ankunftszeit mit, er möchte euch sicher gerne persönlich Willkommen heißen und freut sich, wenn ihr pünktlich seid. Erklärt euren Gästen die wichtigsten Basics, auch, wann und wo die Schlüsselübergabe am Tag der Abreise stattfinden soll. Für Gastgeber: Eure Gäste freuen sich über ein kleines Willkommensgeschenk. Ein Glas regionaler Honig, ein Wein, eine selbstgemachte Marmelade oder Blumen auf dem Tisch zum Beispiel.

Tipp 4: Vor der Abreise alles fein machen
Hinterlasst die Unterkunft sauber und ordentlich. Am besten so, wie ihr euer eigenes Heim gerne vorfinden würdet oder sogar noch ein klein wenig besser, als ihr sie vorgefunden habt. Über ein kleines Abschiedsgeschenk freut sich der Gastgeber sicher.

Tipp 5: Bewertung schreiben
Nehmt euch im Anschluss an eure Reise Zeit, dem Gastgeber/euren Gästen ein nettes Feedback zu schreiben. Das ist für beide Seiten wichtig. Schreibt für nachfolgende Gäste dazu, welche Orte, Restaurants, Cafés etc. euch besonders gut gefallen haben.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Übrigens: Über meine Haustausch-Erfahrungen in Burgund, Frankreich lest ihr hier: La vie est belle – ein Spätsommer im Burgund, Frankreich

 

Fotos: Lukas Holzmeier